Seite:De DZfG 1895 12 142.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

seine Pflicht als Deutscher Fürst, gegen den einmüthigen Wunsch seiner Armee und seiner Unterthanen den grausamsten Feinden unseres Vaterlandes treu geblieben zu sein“. Wie viel Sorgen sollten die beiden Staatsmänner, Hardenberg und Humboldt, noch um Sachsens willen durchmachen! Denn auch Hardenberg beschäftigten die Fragen nach der Zukunft Deutschlands nicht minder als jenen, und er hatte, um sie zu besprechen, am 11. April Metternich eine Zusammenkunft vorgeschlagen[1]. Er wünschte, wie er an Humboldt schrieb[2], dessen Anwesenheit dabei, theilt ihm auch mit, er habe dem Zaren seine Berichte gezeigt, die dieser vortrefflich, besser als die seines Gesandten fände, und entband ihn von der Correspondenz mit Goltz in Berlin. Wie Humboldt vorausgesehen hatte[3], lehnte Metternich die Zusammenkunft ab.

Die Spannung und Erregung jener entscheidenden Wochen des April und Mai kommt selbst unter der kühlen Oberfläche der diplomatischen Berichterstattung zum Ausdruck. Fast täglich sendet Humboldt jetzt Depeschen ab. Warnt er auch immer, Oesterreich nicht zu verletzen, hält er auch immer daran fest, schliesslich werde es doch die Waffen erheben, so vermag er doch seine Ungeduld, seine Verstimmung über die Zögerung, ja auch noch einmal seine Besorgniss nicht ganz zu verhehlen.

Aber die Entscheidung rückte näher. Das Oesterreichische Hilfscorps unter Frimont in Polen zog sich zurück, und Metternich erklärte[4] dem Französischen Gesandten Narbonne, sein Kaiser sei im Begriff, die einzige diplomatische Haltung, die ihm noch übrig bliebe, die des bewaffneten Vermittlers, anzunehmen. Humboldt ist nicht sehr erbaut davon. „Diese bewaffnete Vermittlung,“ meint er[5], „selbst als Form und als momentane Massregel, gibt in Wahrheit noch Raum für einige Zweifel und schliesst keineswegs jede Unruhe aus“. Einen Trost findet er darin, dass Oesterreichs eigene Interessen den Kampf fordern, und dass es jetzt kaum mehr zurück kann. Freudig meldet er am 21. April: „Die Sachen sind hier ihrer Lösung nahe“, aber wenige Tage später schreibt[6] er an Hardenberg: „Der totale

  1. Oncken I, 325 u. 446.
  2. Von Hardenberg 18. April 1813.
  3. An Hardenberg 17. April 1813.
  4. Oncken II, 207.
  5. Bericht vom 11. April.
  6. An Hardenberg 29. April, s. a. Häusser 4, 208.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_142.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)