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die die erste Ursache des Unglücks Deutschlands gewesen sei, zukäme. Bekanntlich schloss Oesterreich mit Baiern ein Bündniss und verhandelte auch mit Sachsen. „Es ist ausserordentlich kostbar für die gemeinsame Sache“, schreibt Humboldt, „von Frankreich allmählich die Fürsten abwendig zu machen, deren es sich bisher geschickt bedient hat, auf die grossen Mächte zu drücken“. Er bedauert, dass diese Unterhandlungen allein von Wien aus geführt werden, wenn auch Metternich den alliirten Mächten Mittheilung davon mache[1]; es wäre dringend nöthig, dass die drei Höfe sich über die Grundsätze, die diesen Staaten gegenüber einzuhalten seien, einigten; die Detailsfragen müssten für jetzt bei Seite gelassen werden, denn mancher Punkt, der bei einem vorgängigen Arrangement Schwierigkeiten böte, würde durch den Gang der Ereignisse in der Folge erledigt werden. An Hardenberg’s Entgegenkommen lag es gewiss nicht, wenn diese Wünsche unerfüllt blieben, sondern an den Schwierigkeiten, die Metternich machte[2].

Die Hauptfrage blieb aber immer: Wie stehen die Verhandlungen Oesterreichs mit Frankreich? Epochemachend im Gange derselben war die Sendung des Fürsten Schwarzenberg nach Paris, oder besser, seine Instruction[3] vom 28. März. Sie schildert die jüngste Vergangenheit seit Beginn der Revolutionskriege und die gegenwärtige Lage, wie sie durch das Bündnis Preussens mit Russlands – „unvermeidliche Folge der Leiden ohne Zahl, deren Beute diese Monarchie seit 1806 geworden ist, und des Ganges des Krieges von 1812“, – entstanden ist, die Position der vier Mächte, von denen Frankreich und Russland geschützte Grenzen haben, Oesterreich und Preussen als centrale Mächte auf allen Seiten den Angriffen ihrer Nachbarn ausgesetzt sind; daher entsteht die innigste Interessengemeinschaft zwischen ihnen.

  1. Bericht vom 31. März 1813 s. a. Häusser 4, 383 A.
  2. Schön liefert auch in dieser Frage einen Beweis seines Halbwissens. Er erzählt in der Selbstbiographie (Aus den Papieren 3, 13): Tagebuch vom April 1815: „Humboldt hatte gleich im Anfange (1813) der Unterhandlung zwischen Sachsen und Oesterreich Anzeige gemacht und Instruktionen erbeten, konnte aber keine erlangen, klagte, bekam keine, weil man in der Regierung selbst nicht wusste, was man sollte und wollte.“ Man vergleiche dazu Oncken I, 323 ff.
  3. Oncken I, 311; 439.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_135.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)