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friedlichen Unterhandlungen nichts wissen wollen, zumal wenn sie nicht die volle und intime Ueberzeugung haben, dass die Macht, die sie vorschlage, mit ihnen in den wichtigsten Punkten übereinstimme und im Nothfalle das Resultat ihres gemeinsamen Zieles mit Kraft unterstützen würde. Es gelte immer zu bedenken, dass Oesterreich auch dem Beginne eines zweiten Feldzuges mit einer gewissen Gleichgültigkeit zusehen und unter den Bedingungen des ersten ruhig bleiben könne, wenn es auch unpolitisch wäre. Preussen allerdings könne das nicht; Frankreich würde sich seiner immer nur als eines nützlichen Werkzeuges für seine Pläne bedienen, und die Erfahrung der Vergangenheit habe genug bewiesen, wie wenig man seinen Versprechungen vertrauen dürfe. Er räth nun allerdings nicht zum Bruch mit Frankreich und zum Anschluss an Russland, dazu kannte er die Beziehungen des Cabinets und die Zustände des Landes nicht genügend, sondern er hält auch für Preussen den Frieden für wünschenswerth und will Metternich in seiner Thätigkeit dafür bestärken. Aber es sei nöthig, sich darauf vorzubereiten, dass dessen Versuche missglückten, und auf alle Uebel eines verlängerten Krieges gefasst zu sein. Ein Trost in dieser traurigen Lage ist ihm, dass die Russen bei ihrem Eintritt in Preussen proclamirt haben, es nicht als feindliches Land behandeln zu wollen, und dass im allgemeinen Lage und politische Beziehungen Preussens so sind, dass es immer weniger von Russland als von Frankreich zu fürchten haben wird.

Am 12. Januar war Knesebeck in Wien eingetroffen[1]. Er sollte darauf hinwirken, dass die Oesterreichische Vermittlung nicht bloss angeboten, sondern verkündet werde und eine bewaffnete sei, er soll die Absichten Oesterreichs zu erforschen suchen, auf die Interesseneinheit beider Staaten hinweisen, und nach erlangter Gewissheit, dass Oesterreich einschreiten werde, erklären, sein König werde mit aller Macht Oesterreichs Schritte unterstützen. Es wird dann für die Eventualität eines zweiten Feldzugs Napoleon’s nach Russland ein Plan gemeinsamen Handelns entworfen, auf die augenblickliche Gefahr hingewiesen, dass die Russen bis zur Oder vorrücken und den König zum Anschluss zwingen, den er ohne Oesterreichs Zustimmung nicht vollziehen

  1. Oncken I, 118 f. Instruktion, Zusatz dazu 124 ff.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1895, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1895_12_123.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2023)