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einer Richtung, die der Mehrzahl der Versammlung nicht sympathisch war, hatte er damals keinen leichten Stand. Seine kurz vorher erschienene Schrift über die Umgestaltung des Geschichtsunterrichts an den Gymnasien gibt ein deutliches Bild von den Anschauungen des Verfassers. Der Münchener Versammlung und unserer Berichterstattung darüber schloss sich dann in dieser Zeitschrift noch eine Polemik an, die den Verstorbenen unsern Lesern näher gebracht haben wird. Als Historiker war M. bis dahin wenig hervorgetreten. Er hatte in Göttingen dem Waitz’schen Seminar angehört, 1868 mit einer Dissertation über die Annales Reinhardsbrunnenses als Quelle für die G. Heinrich’s III. promovirt, später aber von eigentlich historischen Arbeiten wohl nur noch zwei Danziger Programm-Abhandlungen veröffentlicht: Die Absetzung K. August’s II. von Polen (1876; erweitert in ZWestPreussGV Heft 7) und Danzig im Nordischen Kriege (1883). Martens hat noch am diesjährigen Historikertag theilgenommen und ist dann ganz plötzlich am Herzschlage verschieden.

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Am 10. März in Hagenau, 49 J. alt, Gymn.-Dir. Dr. Ed. Moormeister, Verf. von Beitrr. zur G. der Stadt u. Herrschaft Altkirch (1876 u. 1878). Vgl. auch unsere Bibliogr. ’92, 1593.

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Am 4. Juni in Leipzig, 76 J. alt, Geh.-Rath Prof. Dr. Wilhelm Roscher, der berühmte Nat.-Oekonom und Begründer der histor. Methode in der Volkswirthschaftslehre, seit 1848 als Ordinarius an der Univ. Leipzig thätig. Sein Hauptwerk ist das „System der Volkswirthschaft“ (4 Bde.), dessen erster Band vor 2 JJ. in 20. Aufl. erschien. Von seinen übrigen Werken interessiren uns Historiker in erster Linie die „G. der Nat.-Oekonomik in Dtld.“ (2 Bde. München 1874), die „Ansichten der Volkswirthschaft aus d. geschichtl. Standpunkte“ 2 Bde. 3. Aufl. Lpz. 1878) und die „Politik; geschichtl. Naturlehre der Monarchie, Aristokratie und Demokratie“ (vgl. Bibliogr. ’93, 12). Ausserdem seien genannt: De historicae doctrinae apud sophistas maiores vestigiis (Diss. Gött. 1838); Leben, Werk u. Zeitalter des Thukydides (Gött. 1842); G. der älteren Engl. Volkswirthschaftslehre (Lpz. 1851–52); die Dt. Nat.-Oekonomik an d. Grenzscheide des 16. u. 17. Jh. (Lpz. 1862).

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Am 14. April in Rom, 78 J. alt, Graf A. Fr. von Schack, der bekannte Kunstmäcen und Schriftsteller, der auch lit.-historisch vielfach thätig gewesen ist. Am bekanntesten dürfte seine G. der dramatischen Lit. und Kunst in Spanien sein (2. Aufl. 3 Bde. Frankf. 1854; ins Spanische übers. v. E. de Mier. 5 Bde. Madrid 1885–88). Daneben sind zu erwähnen: Poesie u. Kunst der Araber in Spanien und Sicilien (2. Bde. Berl. 1865); G. der Normannen in Sicilien (vgl. DZG 4, 212–4); die englischen Dramatiker vor, neben und nach Shakespeare (Stuttg. 1893); endlich sein anziehendes Memoirenwerk „Ein halbes Jahrhundert“ etc. (s. Bibliogr. ’89, 2670).

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Am 13. Mai in Berlin, 72 J. alt, der ehemalige Preuss. Gesandte bei der Curie Exc. Kurt von Schlözer, wohl ziemlich der Einzige unter unseren Diplomaten, der mit historischen Studien begonnen und auch literarisch auf diesem Gebiet gearbeitet hat. Der Ausgabe eines alten Arabischen Reiseberichts (1846) ist in dem Jahrzehnt von 1849–59 eine ganze Reihe von kleinen darstellenden Arbeiten gefolgt, alle nicht mit dem

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1894, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1894_11_222.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2023)