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Betrachtung der alten Geschichte ist im wesentlichen der Classikerlectüre zuzuweisen.

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Zu dieser These wurde noch ein Amendement von Prof. Prutz beantragt, nämlich ausdrücklich das Jahr 1871 als Grenze für den Unterricht namhaft zu machen. Das Amendement, für das auch noch Dr. Vogt sprach, wurde abgelehnt mit etwa 65 gegen 50 Stimmen; – aber ich hoffe nicht willkürlich zu interpretiren, sondern nur zu erläutern, wenn ich hinzufüge, dass sich damit die Versammlung keineswegs dafür ausgesprochen hat, auch die Zeit von 1871 bis zur Gegenwart ausführlich zu behandeln. Man hielt nur nicht für nöthig, sich darüber in der These zu äussern. Dir. Jäger z. B. sprach sich gelegentlich für das Jahr 1871 als Abschluss aus, bekämpfte aber das Amendement mit einer Motivirung, deren Voraussetzung gewiss zutreffend ist: Es bleibe thatsächlich doch keine Zeit für die Jahre nach 1871, der Lehrer werde froh sein, wenn er bis 1871 gelangen und dann noch einen knappen Ueberblick geben könne; deshalb sei die Bestimmung, bis 1888 zu gehen, unschädlich.

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Diese Kämmel’sche These, die die überwiegende Bedeutung der neueren Geschichte für die Oberstufe ausspricht, hatte zuerst einen Zwischensatz, der für Mittelalter und Neuzeit zusammen 3 volle Jahre verlangte. Der Satz wurde gestrichen, aber, wenn ich die hier etwas verwirrten Verhandlungen recht verstanden habe, nicht etwa, weil man die Forderung an sich ablehnen wollte, sondern weil die Formulirung mit dem schwankenden Begriff „Oberstufe“ und mit dem unklaren Verhältniss zum Preussischen Lehrplan, endlich mit der stylistisch unglücklichen Einzwängung in eine Parenthese Bedenken erweckte.

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Eine Frage, die sich durch die ganzen Verhandlungen hinzog, war die, ob und wie man sich mit der Vertheilung der beiden Curse im neuen Preussischen Lehrplan abfinden könne, der erste Cursus ist dort bekanntlich um 1 Jahr bis Untersecunda ausgedehnt und dadurch der zweite Cursus auf die letzten 3 Jahre, Obersecunda und Prima, eingeschränkt. Der Referent Dir. Jäger bedauerte die Einengung des zweiten Curses, meinte aber, man könne sich in ihn fügen, wenn die 3 Stunden in Obersecunda unverkürzt für alte Geschichte (also ohne Geographie) verwandt würden, wenn zweitens die verschiedenen Perioden je nach ihrer Bedeutung verschieden und besonders die sogen. Dämmerzeiten, ohne ganz übergangen zu werden, verkürzt behandelt würden, und wenn drittens der Lateinische Unterricht mindestens den früheren Spielraum wieder erhalte. Sehr kräftig wurde dagegen von anderer Seite betont, dass die 3 Jahre für den zweiten Cursus, der für die historische Bildung der Gymnasialschüler entscheidend sei, nicht genügten; die Einen machten besonders geltend, dass bei den mit Recht erhöhten Forderungen an die Behandlung der neueren Geschichte die 2 Jahre für Mittelalter und Neuzeit nicht ausreichten, und wenn es gestattet ist, einen Eindruck wiederzugeben, der sich auf kein ausdrückliches Votum berufen kann, so schien es mir, dass dieses Bedenken in der Versammlung am stärksten vertreten war (es kam in dem Referat Dir. Kämmel’s und in einer kurzen Rede Dr. Vogt’s aus Augsburg sehr entschieden zum Ausdruck); den Anderen (so z. B. Prof. Martens aus

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1894, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1894_11_193.jpg&oldid=- (Version vom 10.5.2023)