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dâ brinnet er unz an den iungisten tac,
daz im nieman gehelfen ne mac. –[1].

Die sogenannte Sächsische Weltchronik (Repgowsche Chronik) schreibt: Odacker helt do dat rike mit gewalt wider den keiser von Constantinopole, wante Dideric wan Berne van des keiseres orlove overdref Odackere unde sin here und behelt dat rike 31 jar mit der Dudischen helpe. – He (koning Dideric) sterfde oc den paves Johannem hungeres in dem kerkere. Darna starf de koning Dideric gahes dodes. Also de paves Johannes bat vor sineme ende unseren herren got, dat he de christenen wroke over den bosen man, do wart he hinnen gevort och sunlike in Vulkanum, de dar brant immer mer. Etelike lude spreket, dat Dideric van Berne noch in der helle leve. – Dit was de Dideric van Berne, Diedmares sone, van des slehte de Amelunge quemen. Swe se mer wille weten van sineme slehte und sinen orlogen, der lese Hystoriam Gothorum. (Gemeint ist Ekkehard’s historia Gothorum.) It wirt doch van eme manich logentale gedan[2]. Die ganze Auffassung des Verfassers ist die officielle, durch die Römische und kirchliche Tradition gegebene: Theoderich kam mit des Kaisers Erlaubniss und behauptete sich in der usurpirten Herrschaft 31 Jahre. Er liess den Papst Johannes im Kerker Hungers sterben und wurde bald darauf jäh aus diesem Leben abgerufen. Des Himmels Strafgericht verdammte ihn zu höllischer Pein, und manche glauben, dass er noch in der Hölle lebe. – Obgleich der Verfasser die Deutsche Heldensage kennt, wie die „Amelungen“ beweisen, verweist er nach dem Vorgange seiner Lateinischen Quellen, insbesondere Ekkehard’s, alles, was sonst noch von Theoderich erzählt werde, in das Gebiet der Fabel.

Während nun die geschichtliche Erinnerung auch in den Deutschen Chroniken sich auf den jähen Tod Theoderichs und sein höllisches Ende beschränkt, höchstens die Theoderici domus (Dietrîches hûs) zu Verona und Rom (gemeint sind das Amphitheater zu Verona und die Engelsburg Roms) erwähnt[3], hat die Sage den Charakter Theoderichs, sein hohes Heldenthum,

  1. Kaiserchronik 14 189 f. (ed. Massmann).
  2. Mon. Germ. Deutsche Chroniken II, 133 u. 134.
  3. Mon. Germ. SS. VI, 205: 642. VIII, 321. X, 149 a. a. O.
Empfohlene Zitierweise:
Gerhard Schneege: Theoderich der Grosse in der kirchlichen Tradition des Mittelalters und in der Deutschen Heldensage. In: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Band 11 (1894), S. 18–45. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg i. Br., Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1894_11_036.jpg&oldid=- (Version vom 5.5.2023)