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diese Erzählung verdient, erhellt daraus, dass Symmachus als Hauptperson erscheint und die Zeitbestimmung von Theoderich’s Tode ganz ungenau ist. In Wahrheit war Boethius die Hauptperson, und der Tod des Königs erfolgte mindestens mehrere Monate, vielleicht ein ganzes Jahr nach der Hinrichtung des Symmachus, die wir nach dem Anonymus Valesianus erst unmittelbar vor der Rückkehr des Papstes Johannes nach Konstantinopel anzusetzen haben[1]. Mit diesem kläglichen Ende des Arianischen Tyrannen aber hat sich schon die folgende Generation nicht mehr begnügt, ihm vielmehr die Hölle als wohlverdienten Aufenthalt angewiesen. Daher finden wir in den Dialogen Gregor’s des Grossen, einer in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts entstandenen Sammlung der in den Klöstern umlaufenden Wundergeschichten, die uns seltsam berührende Kunde, dass Johannes und Symmachus, die beiden letzten Opfer Theoderich’s, den König in den Feuerschlund der Liparischen Insel Vulkano gestürzt hätten. Ein Einsiedler dieser Insel habe es mit eigenen Augen gesehen, wie jene heiligen Männer den König entgürtet und unbeschuht mit gefesselten Händen herbeigeführt hätten, um ihn in den Höllenpfuhl zu schleudern[2]. Der Zeitgenosse Gregor’s des Grossen, der Fränkische Geschichtsschreiber Gregor von Tours, erzählt uns dementsprechend in seinem „Buche der Märtyrer“, zu welch’ letzteren ja auch Johannes der Heilige gehörte, unmittelbar nach dem Tode des Papstes habe der Zorn des Herrn den ruchlosen König erschlagen

    ἰχθύος μεγάλου κεφαλὴν οἱ θεράποντες παρετίθεσαν. αὕτη Θευδερίχῳ ἔδοξεν ἡ κεφαλὴ Συμμάχου νεοσφαγοῦς εἶναι. καὶ τοῖς μὲν ὀδοῦσιν ἐς χεῖλος τὸ κάτω ἐμπεπηγόσι, τοῖς δὲ ὀφθαλμοῖς βλοσυρόν τι ἐς αὐτὸν καὶ μανικὸν ὁρῶσιν, ἀπειλοῦντί οἱ ἐπὶ πλεῖστον ἐῴκει. περιδεὴς δὲ τῷ ὑπερβάλλοντι τοῦ τέρατος γεγονὼς καὶ ῥιγώσας ἐκτόπως ἐς κοίτην τὴν αὑτοῦ ἀπεχώρησε δρόμῳ, τριβώνιά τε πολλά οἱ ἐπιθεῖναι κελεύσας ἡσύχαζε – – – ἀποκλαύσας δὲ καὶ περιαλγήσας τῇ ξυμφορᾷ οὐ πολλῷ ὕστερον ἐτελεύτησεν.

  1. Anon. Val. 91–93.
  2. Ein Zeitgenosse Theoderich’s soll 526 diese Kunde nach Italien gebracht haben. Sein Schiff hatte auf der Rückkehr von der Insel Sicilien an der Insel Vulkano im Liparischen Archipel gelandet, eine Gelegenheit, die er benutzte, einen frommen Einsiedler der Insel aufzusuchen und nach der Heimath zu befragen. Greg. M. dial. IV, 31 (Mon. Germ. SS. rer. Langob. 540): Etiam mortuus est; nam hesterna die hora nona inter Johannem et Symmachum patricium discinctus atque discalciatus et vinctis manibus deductus, in hac vicinia Vulcani olla iactatus est.
Empfohlene Zitierweise:
Gerhard Schneege: Theoderich der Grosse in der kirchlichen Tradition des Mittelalters und in der Deutschen Heldensage. In: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Band 11 (1894), S. 18–45. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg i. Br., Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1894_11_025.jpg&oldid=- (Version vom 5.5.2023)