Seite:De DZfG 1893 10 361.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

ein so fruchtbares Arbeitsfeld zu gewähren, wie die Existenz eines eigenen Organes es verlangt, getrauen wir uns nicht zu beurtheilen. Im ersten Heft der Zeitschrift ist die Aufgabe in diesem Sinne noch nicht recht angegriffen. An Kritik wird noch wenig geboten, und die meisten Beiträge könnten auch eben so gut in einer unserer anderen Zeitschriften stehen. Damit soll der Werth des Inhalts an sich nicht herabgesetzt werden; nur schien es am Platze, gleich anfangs darauf hinzuweisen, dass die Zeitschrift, wenn sie ihre sehr schwere, aber auch lohnende Aufgabe lösen will, darauf bedacht sein muss, ihre Eigenart schärfer auszuprägen.

[515

Bei der Zeitschrift für Volkskunde, die ein verwandtes Gebiet pflegt, scheint sich ein ähnliches Bedürfniss nach Kritik geltend gemacht zu haben. Sie hat nach Vollendung des 4. Jahrgangs das Erscheinen eingestellt, „um in eine Umwandlung ihres Programms einzutreten. Der Herausgeber Dr. Veckenstedt sagt in seiner Erklärung Bd. 4 p. 395–96, er wolle künftig der Kritik eine bedeutendere Stelle anweisen und blosse Stoffsammlungen unbedingt verbannen. Ob er für eine Reorganisation nun freilich der richtige Mann ist, dafür geben die 4 Jahrgänge keine Gewähr. Nach der Erklärung des Verlegers scheint die Zeitschrift übrigens im bisherigen Verlag nicht wieder aufleben zu sollen.

[516

Seit Anfang d. J. 1893 erscheint bei Udo Beckert in Stuttgart unter Redaction des Verlegers eine Antiquitätenzeitung, die sich als „Centralorgan für Sammelwesen“ bezeichnet (wöchentlich 8 p. in fol., viertelj. 2 M.). Es werden darin Notizen über alle möglichen Dinge, die überhaupt gesammelt werden können, in grosser Zahl zusammengetragen. Dieser Inhalt ist aber nicht etwa nur in populärer Form gehalten und mit blossem Unterhaltungsstoff vermischt, sondern auch von einem Dilettantismus beherrscht, bei dem die bescheidensten kritischen Ansprüche zu kurz kommen. – Aehnlichen Charakters, nur nicht so stoffreich und nicht ganz so unwissenschaftlich, scheint die Antiquitäten-Zeitschrift zu sein, die im 5. Jg. einer neuen Serie steht, hrsg. v. Gust. A. Müller (Strassburg i. E. à Jg. 17 Nrr. 8°. 5 M. 20).

[517

Italienische Zeitschriften. Eine Rivista delle tradizioni popolari italiane unter Redaction A. de Gubernatis’ wird von einer neugegründeten Gesellschaft herausgegeben. Wir kommen auf sie im nächsten Heft in einer Notiz über die Gesellschaft zurück.

[518

In Toscana hat das Jahr 1893 zwei kleinere Zeitschriften entstehen sehen. Die Miscellanea storica senese (bisher 9 Hefte à 16 p.), hrsg. v. A. Mocenni, ist ein Miscellenblättchen im eigentlichen Sinn, das in seiner ganzen Haltung weder der histor. Bedeutung Sienas noch wissenschaftl. Anforderungen entspricht, wenn es auch hie und da aus den Schätzen des Sieneser Archivs etwas Brauchbares darbieten mag; vermuthlich wird es, wie manche ähnliche Organe in Italien bald wieder eingehen. – Beachtenswerther ist die gleichzeitig entstandene Miscellanea storica della Val d’Elsa, hrsg. im Auftrag der Società stor. della Val d’Elsa von Prof. Orazio Bacci in Castelfiorentino. Der Gedanke, die mittelalterliche Geschichte einzelner Flussthäler im Zusammenhang zu behandeln, hat für Italienische Verhältnisse manches für sich, und seine Anwendung auf das

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_361.jpg&oldid=- (Version vom 26.4.2023)