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zu behaupten. Der erste Fall liegt ganz ausser meiner Sphäre; nichts berechtigt mich, ihn vorauszusetzen, und fände er wider alles Erwarten und wider alle Wahrscheinlichkeit statt, so wäre der Standpunkt, von welchem meine Bemerkungen ausgingen, ohnehin nicht mehr haltbar. Baiern wäre alsdann ein vollkommen revolutionirter Staat, und sofort in eine Laufbahn geworfen, auf welcher wir ihm nicht mehr folgen könnten.

Im zweiten Falle aber kann man unsere Besorgnisse für übertrieben erklären; man kann ihnen entgegen setzen, dass zehn oder zwölf stürmische Sitzungen für den Ausgang der Sache nichts beweisen; dass bei Verhandlung der Hauptfragen ein besserer Geist die Kammer beherrschen wird; dass die Regierung ihre wirksamsten Mittel und ihre kräftigsten Werkzeuge wohl für diese Hauptfragen aufbewahrt haben könne; dass sie auf die Kammer der Reichsräthe, als auf ein sicheres Reservecorps rechne; dass der Thron zu fest stehe, um durch Worte erschüttert zu werden; und endlich, dass das ganze Schauspiel nicht von hinreichender Dauer sein werde, um die Fundamente des Staates zu verletzen. – Da ich nicht den geringsten Beruf fühle, den Unglückspropheten zu spielen, so nehme ich alle diese Einwürfe bereitwillig an, und wünsche sie noch verstärken zu können. Auch ich rechne viel auf die persönliche Denkungsart des Monarchen, auf die Klugheit und Geschäftserfahrung seiner Minister; auf regelmässigen und nachdrücklichen Widerstand in der Kammer der Reichsräthe, auf die Energie einzelner Männer, die oft im entscheidenden Momente das zerrüttete Gleichgewicht wieder herstellen; selbst auf die Stimmung des besseren Theils der Nation, insofern es nur der Regierung noch gelingt, gegen die rastlosen Verderber der öffentlichen Meinung Licht und Luft zu gewinnen. Indessen ist das Uebel schon jetzt von bedeutender Grösse; es geringe zu schätzen, wäre ein tödtlicher Irrthum. Die erste Periode der Deputirtenkammer wird, was nun auch ferner geschehe, lange und schwer zu verwischende Spuren hinter sich lassen; und was heute noch durch kräftige Massregeln gerettet werden könnte, wird vielleicht in wenig Wochen unwiederbringlich verloren sein.


Zum Hansgrafenamt. Ein Wort der Entgegnung und Beschwerde. Kolmar Schaube hat in den Götting. Gelehrten Anzeigen (1893) S. 664 ff. eine Recension meines Buches über „Das Hansgrafenamt“ publicirt und erhebt darin S. 667 Note 1 gegen mich den Vorwurf, dass ich von seinen Ausführungen, deren Widerlegung ich für überflüssig erkläre, die meisten in Wirklichkeit stillschweigend recipirt hätte, d. h. mit anderen Worten: er beschuldigt mich eines

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_339.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2023)