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etwas von einer Datirungszeile[1], eine Uebereinstimmung, die schon nicht zu ihren Gunsten spricht. Die Kritik des am leichtesten Anhalt gewährenden Urkundenrahmens ist uns dadurch entzogen, wir müssen uns auf die des Hauptkörpers beschränken. Die Einleitung des Hadrianischen ist für ein Breve ungewöhnlich lang und besonders in dem ersten Satze schwerfälliger als die damalige Kanzlei zu schreiben pflegte. Manche Wendungen sind hier nicht üblich, wie sol iustitiae Christus, documenta fidei Christianae, plantationem fidelem et germen, sane Hiberniam u. a. m.

Betrachten wir den Inhalt: einem Inselkönige zu schreiben, dass alle Inseln dem Rechte des heiligen Petrus zugehören, ist kaum verständlich. Eine Tributzahlung an den Papst hat nicht stattgefunden. Gerald sagte deshalb auch zum Könige Johann, dass die Eroberung Irlands ein Misserfolg gewesen, weil der versprochene Peterspfennig nicht gezahlt worden, er solle ihn dem Wortlaut des Privilegiums gemäss erlegen und dadurch Gottes Segen erwirken. Im Breve Hadrian’s steht man einem Geschäfte gegenüber: der Papst heisst die Eroberung gut und dafür versteht sich der König zu einer colossalen Abgabe. Warum dies? Der König besass von Irland nicht mehr und weniger, als was seine Waffen unterwarfen, der Einfluss des Papstes auf Irland war äusserst gering, und wenn er vorhanden, so ist kaum erklärlich, weshalb der König von dem Breve nicht den geringsten Gebrauch gemacht hat, weder auf der Reichsversammlung von 1155, wo Heinrich einen Zug nach Irland in Vorschlag brachte, noch 1177 gegen das feindliche Auftreten des Cardinals Vivian, noch sonstwo. Ohne dass ihm thatsächlich geholfen wird, soll der König die gewaltige Abgabe gestattet haben, den Anspruch des Papstes auf alle Inseln, folglich auch auf England, und das alles nach eigenem Wunsche (desiderium), auf eigene Bitten (petitionem)! Der Papst spricht von Irland fast, als ob es sich um ein heidnisches Land handle, wo der christliche Glaube zu pflanzen sei (plantetur – – – fidei Christianae religio), dabei war Irland seit 6 Jahrhunderten christlich und besass seine Bischöfe und Erzbischöfe. Nicht das Christenthum, sondern der Katholicismus hätte betont werden müssen; die Päpste haben die Irische Kirche stets als christliche anerkannt und haben mit Irischen Geistlichen Briefe gewechselt. Die niedergelegten Anschauungen widersprechen ausserdem denen, die Hadrian in einem Briefe an Ludwig VII. von Frankreich äusserte, und bietet ihm sonst nicht eigene

  1. Das „Romae“ bei Jaffé ist späterer Zusatz, wie sich schon daraus ergibt, dass Alexander nicht so allgemein zu datiren pflegte, sondern genauer: Laterani, Romae apud S. Mariam novam, apud S. Petrum u. dergl.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_326.jpg&oldid=- (Version vom 4.5.2023)