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befürchtet, damit, dass andere Europäische Könige noch eine ganz andere Sprache redeten. – Dass seine Stellung nicht mehr die alte ist, fühlt er in einer Beziehung: das vordringende Element sind die Laienfürsten geworden (neben denen er sich zu halten suchen muss). Aber der neue König ist ein Mann, der gegen gute Dienste nicht undankbar ist, und darauf beruht seine Hoffnung und seine Sicherheit[1].

Der Streit um die Besetzung des Erzbisthums Magdeburg war die erste Probe auf den Werth der neuen Gruppirung. In diesem Streit haben die massgebenden Spitzen des Deutschen Episkopats auf Seiten des Deutschen Königs gegen den Römischen Papst gestanden. Wenn wir hier neben den Bischöfen jüngerer Generation auch Otto von Freising und Wibald von Stablo finden, so sehen wir, wie in diesem Zeitalter die verschiedensten Persönlichkeiten im Klerus zu dem gleichen Umwandlungsprocess gelangten[2].


Ergebniss.

Die Analyse der älteren Welfenprocesse hat zu einem Ergebniss geführt, welches von den bisherigen Darstellungen wesentlich abweicht. Macht man sich von dem Vorurtheil los, dass die „sententia nulla“ eine Eigenthümlichkeit des Römischen Rechts sei, bedenkt man, dass jedes Rechtssystem Nullität des Verfahrens innerhalb irgendwelcher Grenzen kennen muss, so ergiebt sich

  1. Wibald an Arnold v. Köln, 1152 Mai (Ep. Nr. 381, S. 512): Princeps noster bonam de se merentibus spei fiduciam prestat. Qui magna cum benivolentia et iocunditate beneficii vestri recordatur etc.
  2. Schlussanmerkung: die vollständigen Titel der abgekürzt citirten Werke sind aus Dahlmann-Waitz (Quellenkde. d. Dt. Gesch. 5. Aufl. Gött. 1889) zu ersehen, zumeist aus S. 132–133. Giesebrecht, G. d. Dt. Kaiserzeit Bd. 4 ist nach der sogen. 4. Aufl. (Lpz. 1877–88) citirt, Wattenbach, Dtld.’s Geschichtsquellen, nach der 5. Aufl. (Berlin 1886). Die Quellenschriftsteller sind zumeist nach der Ausgabe in den Monumenta Germaniae citirt; Giselbert, Helmold und Otto von Freising nach den Separatausgaben (Hannover, Hahn. 8°); die Briefe Wibald’s von Stablo nach der Ausgabe bei Jaffé, Bibl. rer. germ. Bd. 1 (Berlin 1864); Cinnamus in der Ausgabe des Corpus scriptorum Byzantinorum (ed. Meineke. Bonn 1836); die Königsurkunden nach dem Verzeichniss bei Stumpf, Die Reichskanzler. Band 2 (Innsbruck 1865–83). Eine zusammenhängende Darstellung der hier besprochenen Verhältnisse bietet der Verf. in seiner „Deutschen Geschichte im ZA. der Hohenstaufen“ (Bibl. Dt. G. Stuttgart, Cotta).
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_320.jpg&oldid=- (Version vom 11.4.2023)