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welche wir zur Babenbergischen Partei zu rechnen haben, wurde gelöst.

Ueberblicken wir das ganze System dieser Verträge, so läuft es im wesentlichen darauf hinaus, dass der neue König die Bedeutendsten seiner Gruppe in massgebenden Stellungen anerkennt oder sie in solche bringt: Berthold von Zähringen in Burgund, Welf in Italien und vor allem Heinrich den Löwen in Deutschland. Die Gegner werden entweder beseitigt, wie Heinrich von Mainz, oder sie werden durch Zugeständnisse gewonnen. Manche fügten sich vielleicht von vornherein schon vor der Wahl (wie Hartwig von Bremen?), Andere bleiben obstinat, werden aber schliesslich auch durch Zugeständnisse gewonnen (wie Heinrich Jasomirgott). Der neue König enthält sich im ganzen einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten der einzelnen Länder und erreicht dadurch die allgemeine Anerkennung seines Königthums. Was ihm für dieses bleibt, ist einmal eine gewisse Oberleitung, namentlich bei ausbrechenden Streitigkeiten unter den Einzelnen, und sodann die auswärtige Politik; für beides hält Friedrich, bei weitgehendster Nachgiebigkeit auf allen anderen Gebieten, mit unbedingter Festigkeit an den königlichen Rechten in Betreff der Bischofsernennung fest. Soweit dieses Anerkennungsrecht dem Königthum bereits entglitten ist, fügt er sich. An den Aussenrändern des Reiches im äussersten Nordosten, im Slavenlande, lässt er es Heinrich dem Löwen und im äussersten Südwesten, in Burgund, dem Zähringer innerhalb der Grenzen, in denen es zu einem jus quaesitum geworden ist. An der nordwestlichen Grenze, wo die Grafen von Flandern ein ähnliches Recht über das Bisthum Cambrai erworben zu haben scheinen, war Friedrich bereit, die vollendete Thatsache anzuerkennen; als sich aber schliesslich herausstellte, dass der Anspruch nicht zu Recht bestand, hat er das Privileg zurückgenommen. In dem eigentlichen Deutschen Reiche ist die Linie, hinter welche er sich unter keinen Umständen zurückdrängen lässt, das Wormser Concordat.

Die vorstehende Darstellung kann für sich nicht den Werth eines im einzelnen genauen Abbildes der thatsächlichen Vorgänge in Anspruch nehmen. Immerhin ist aber in dieser Zeichnung die Anzahl der feststehenden Linien doch zu gross, als dass wir an der Richtigkeit des Bildes im Grossen und Ganzen zu zweifeln

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_315.jpg&oldid=- (Version vom 11.4.2023)