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6. Auf welchen Anhang in Baiern selbst Heinrich der Löwe seinen Wiedergewinnungsversuch im Jahre 1151 stützte, und wie dieser Anhang mit ihm in die neue Gruppirung um Friedrich I. ging, das entzieht sich einer genauen Feststellung, weil wir über die Vertheilung der Welfischen und Babenbergischen Sympathien unter den Baierischen Grossen keinerlei Angaben haben. Aber das einzige Baierische Haus, von dem wir wissen, dass es zu einer für Heinrich günstigen Zeit die Waffen erhoben hat[1], das Wittelsbachische, erscheint unmittelbar nach der Krönung und von da ab dauernd, in der Umgebung Friedrich’s. Der Putsch in Baiern war von Otto von Wittelsbach und seinen Söhnen inscenirt; in den Urkundenreihen Friedrich’s treffen wir ebenfalls den alten Vater wenigstens mit seinem ältesten (gleichnamigen) Sohne neben einander. Nächst ihm gehört zu den häufigsten Besuchern des Hofes aus Baiern Ottokar III. aus Steiermark, ebenfalls ein erklärter Gegner der Babenberger. Er war ein Schwestersohn Welf’s.

Auf jenem Regensburger Reichstage (29. Juni 1152) wurde Graf Konrad II. von Dachau zum Herzog von Kroatien und Dalmatien (Meranien) ernannt. Der also Ausgezeichnete ist bekannt als einer der treuesten Anhänger der Welfen im Baierlande. Man darf wohl die ganze Familie als Welfisch gesinnt ansehen; denn auch die Burg Vallei seines Bruders Arnold spielt in den Kämpfen des Jahres 1140 eine bedeutende Rolle[2].

Es spricht sonach alles dafür, dass ein Baierischer Anhang Heinrich’s des Löwen mit zu der Gruppe gehörte, welche Friedrich erhob. Nachweisen können wir jedoch Beziehungen Friedrich’s aus seiner früheren Zeit nur in einem Falle. Im Jahre 1146 war in einer sonst nicht aufgeklärten Fehde Konrad von Dachau in die Gewalt Friedrich’s gekommen. Dieser aber hat ihn ohne Weiteres wieder frei gegeben, ohne auf die Freunde zu hören, welche ihm den Rath gaben, dies doch nur gegen ein Lösegeld zu thun[3].

    rei publicae profuturum precogitantes, si tam gravis et diutina inter maximos imperii viros ob privatum emolumentum simultas hac demum occasione, Deo cooperante, sopiretur.

  1. Otto Fris., Gesta I, 69; dazu oben S. 2742.
  2. Bernhardi, Konrad S. 183, vgl. S. 30930, 3254.
  3. Otto Fris., Gesta I, 25; vgl. Bernhardi, Konrad S. 484.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_302.jpg&oldid=- (Version vom 11.4.2023)