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Widerstand, der zu überwinden war, bevor „endlich“ die Eintracht Platz griff, nicht näher aus; und jene Antistaufische Tradition ist nur in so später Form auf uns gelangt, dass jeder Versuch, aus ihr bestimmte Personen oder Motive zu reconstruiren für unmöglich angesehen werden muss.

Für die Frage, auf welche Personen Friedrich sich gestützt, welcher Mittel er sich bedient hat, um dieselben zu gewinnen, welches die Personen waren, die bei dem grossen Einigkeitsschmaus die Zeche zu bezahlen hatten, – für alles das sind wir im wesentlichen auf Rückschlüsse aus den Thatsachen vor und nach der Wahl angewiesen. Durch solche Rückschlüsse ist es nicht möglich, eine wirkliche Erzählung von den Hergängen zu erhalten, die zu der neuen Gruppirung geführt haben. Wir vermögen nicht zur Gewissheit darüber durchzudringen, in wie weit vor der Wahl wirkliche Abmachungen stattgefunden haben, als deren Ausführung die späteren Ereignisse anzusehen wären, inwiefern diese späteren Ereignisse nur die Folge des geschaffenen Einverständnisses oder mehr die Erfüllung von Hoffnungen, als von bestimmt stipulirten Verabredungen sind. Gleichwohl lernen wir durch eine Zusammenstellung solcher charakteristischen Thatsachen doch ziemlich richtig die Motive und Interessen kennen, welche sich hier zusammenfanden. Solche Thatsachen scheinen mir die folgenden zu sein.

1. Es ist oben[1] darauf hingewiesen worden, dass Heinrich der Löwe in seinem Process um Baiern in den Jahren 1149 bis 1151 im Hofgericht, d. h. in der Umgebung des Königs, eine Mehrheit für sich hatte, um eine Abweisung seiner Klage zu verhindern, aber einer Mehrheit für ein obsiegendes Erkenntniss nicht sicher war.

2. An hervorragenden Verwandten unter den Reichsfürsten hatte Heinrich damals seinen Schwiegervater Konrad von Zähringen, seinen Schwager Berthold von Zähringen, seinen Oheim Graf Welf VI. und seinen Vetter Herzog Friedrich von Schwaben[2].

  1. Siehe oben S. 274.
  2. Schon Bernhardi hat für die auffällige Verschiebung auf dem Ulmer Tage die Vermittlung Konrad’s v. Zähringen und Friedrich’s angenommen (Bernbardi, Konrad S. 866); nur dass er freilich darin irrt, dass er annimmt, die Verschiebung sei eine Concession Heinrich’s gewesen (hierüber s. oben S. 2761).
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 298. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_298.jpg&oldid=- (Version vom 11.4.2023)