Seite:De DZfG 1893 10 297.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

losschlagen, morden und plündern, hervorragende Fürstensitze (wie Lutter am Barenberge) geradezu verwüsten, so müssen wir alles, was wir sonst über das erste Regierungsjahr Friedrich’s I. und namentlich über den Eindruck, den der Verlauf desselben bei den Zeitgenossen gemacht hat, wissen, vollständig streichen. Eine Quellenkritik aber, welche, bloss um eine Quelle nicht untergehen zu lassen, ihre Notizen mechanisch in ein anderes Bild einträgt, kann zu einem wahrheitsgemässen Ergebniss niemals führen.


V.
Friedrich I. und die Parteien.
(Um 1152.)

Die Erhebung Friedrich’s I. ist von den Zeitgenossen selbst als eine Wendung empfunden worden, welche ebenso schnell wie einschneidend eingetreten ist. Während seit Jahrzehnten die Physiognomie des Reichslebens Parteiung war, ist die Physiognomie desselben seit geschehener Wahl nach dem allgemeinen Eindruck die Eintracht.

Mit welchen Mitteln Friedrich diese Eintracht erzielt, wie er vorhandene Widerstände überwunden hat, darüber ist jede zusammenhängende Tradition untergegangen.

Dass Widerstände zu überwinden waren, ist an sich unzweifelhaft. Es ist das Verdienst von Prutz[1], die Vorstellung von einer allgemeinen, die ganze Wahlverhandlung beherrschenden Eintracht durch Otto’s eigenen Bericht erschüttert zu haben, indem er darauf aufmerksam machte, dass Otto die einmüthige Wahl ausdrücklich als das „endliche“ Exgebniss der Berathungen bezeichnet[2]. Wir haben ferner gesehen[3], dass es über die Wahl Friedrich’s I. von vornherein neben der Staufischen eine Antistaufische Tradition gegeben hat, welcher der Gedanke zu Grunde lag, dass Friedrich nicht der Nächste zur Krone war, und dass es kein geebneter Weg gewesen, der ihn zu derselben geführt habe. Aber Otto spricht sich über den

  1. Kaiser Friedrich I. 1, S. 400.
  2. Otto Fris. II, 1: Ubi cum de eligendo principe primates consultarent – – –, tandem ab ommnibus Fridericus Suevorum dux, Friderici ducis filius, petitur cunctorumque favore in regem sublimatur.
  3. Siehe oben S. 81–96.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_297.jpg&oldid=- (Version vom 11.4.2023)