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Ueber Form und rechtliche Bedeutung der Anleite am Hofgericht haben wir einen Bericht, welcher zwar erst aus dem Jahre 1409 stammt, sich aber ausdrücklich als altes Herkommen gibt. Darnach hat der vom Gericht bestellte Anleiter dem Verklagten persönlich von dem Gerichtsbeschluss Kenntniss zu geben mit dem Bemerken, dass er noch eine äusserste Frist habe, binnen 6 Wochen und 3 Tagen Einspruch bei Gericht zu erheben. Thut der Beklagte das nicht, so wird dann erst dem Kläger die rechte Gewere am streitigen Gute zugesprochen. Thut er es aber, so muss der Process genau so weitergeführt werden, als ob der Beklagte in einem der ersten drei Termine rechtmässig Einspruch erhoben hätte[1].

    Baioariae hominio et sacramento sibi obligantur, et cives non solum iuramento, sed etiam, ne ullam vacillandi potestatem haberent, vadibus obfirmantur.
    Von einer „Belehnung“ Heinrich’s des Löwen, wie sie fast in allen neueren Darstellungen erzählt wird, ist nicht mit einem Worte die Rede. Otto’s Ausdrucksweise ist deswegen so gewunden, weil ihm daran liegt, eine Einweisung zu bezeichnen, welche keine Belehnung ist. Otto recapitulirt das Ergebniss des Actes dahin, dass Heinrich d. L. zwei Dinge erhielt: einmal die beantragte (symbolische) Besitzeinweisung in das Herzogthum (possessio sua) und dann den concreten Besitz der Hauptstadt selbst (patrum suorum sedem). Er hält es für nöthig, diese Recapitulation zu begründen, und leitet mit „Nam“ die Begründung ein, sowohl für die possessio (hominium der proceres), als auch für die sedes patrum (die ganz besondere Fesselung der Bürger von Regensburg).

  1. Nullo eciam in tercio comparente, judicio decernitur in eodem quedam induccio vulgariter dicta anleyte et habet se ad modum monicionis que sic fit: [§ 5.] Item scribitur et mandatur per judicem alicui vicino nobili vel ad minus militari ut propria in persona possessorem aut occupatorem bonorum, super quibus agitur, accedat et illam moneat seu verbis talibus alloquatur: Ecce mandatum est mihi in presente litera per judicem curie imperialis judicii, ut tibi notificem, quod talis A. vel B. super talia bona vel tale castrum etc. pro tanta summa tott fecerit querelas et quod tali die in tercio videlicet judicio decreta sit induccio sibi danda et si hujusmodi bona in sex septimanis et tribus diebus defendere non curaveris, scias, quod ulterius procedetur. [§ 6.] Item et quando volens defendere bona hujusmodi infra jam dictum tempus prefatum judicem accedit dictam induccionem repetendo, tunc admittitur sicut in primo vel secundo vel tercio terminis et prefigitur sibi et actori terminus legittimus justiciam prosequendi – – –. (Vogel, in der Zeitschrift der Savignystiftung für Rechtsgesch. German. Abth. Bd. 2 (1881) p. 191.) – Ueber die Bedeutung der häufigen Fristerstreckung vgl. Jastrow, Dt. G. unter d. Hohenstaufen, Bd. 1. S. 186.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_288.jpg&oldid=- (Version vom 10.4.2023)