Seite:De DZfG 1893 10 280.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Löwe, „welcher nun endlich in öffentlicher Sitzung vor dem kaiserlichen Thron sein Herzogthum zurückerhielt – – –. Aber war auch der Welfe so vollständig und unwiderleglich de jure Herzog von Baiern, de facto war er es dadurch noch immer nicht geworden. Hartnäckig klammerte sich Heinrich Jasomirgott an die Herrschaft, die ihm immer mehr aus den Händen entwich; nach wie vor übte er Regierungshandlungen aus. Sein Gegner, Heinrich der Löwe, glaubte, einstweilen mit der erneuten Sicherstellung seines Rechtes auf Baiern genug gethan zu haben, und wandte sich jetzt wieder den Sächsischen Verhältnissen zu, die seine Anwesenheit dringend erforderten“. Endlich (S. 223) im Mai 1156 gelang es dem Kaiser, den Oesterreicher gegen grosse anderweitige Vortheile zur Abtretung Baierns zu bewegen; und im September auf dem Regensburger Reichstage las Herzog Wladislav von Böhmen der Versammlung das „endgültige“ Urtheil vor.

Auch Prutz[1] sieht den Tag von Goslar als den Termin zur endgültigen Erledigung der Sache an, „hier sollte und musste sie nach Friedrich’s Willen ihre Erledigung finden“. Da Heinrich von Oesterreich wiederum ausgeblieben war, wurde „durch Urtheil der zahlreich versammelten Fürsten das Herzogthum Baiern ihm ab- und Heinrich von Sachsen zugesprochen“. Aber Friedrich trug Bedenken, seinen Oheim gewaltsam zur Verzichtleistung zu nöthigen, und suchte ihn durch Anerbietung einer glänzenden Entschädigung zur Herausgabe zu vermögen. Als jedoch eine Zusammenkunft nach der Rückkehr aus Italien erfolglos blieb, „liess Friedrich sich jetzt nicht länger hinhalten“. Er veranstaltete eine neue Unterredung, welche ebenfalls resultatlos blieb. „Jetzt aber stand der Kaiser nicht an, energischere Massregeln zu ergreifen: er setzte daher zunächst den zu Goslar gefassten Beschluss der Fürsten, wonach dem Herzog von Sachsen auch Baiern zu übergeben sei, jetzt wirklich in Vollzug. Um die Mitte October 1155 hielt er einen Reichstag zu Regensburg: der Hauptzweck desselben war, Heinrich von Sachsen dort, in der Hauptstadt Baierns, in den wirklichen Besitz seines Herzogthums einzuführen. Dies geschah denn auch in aller Form – – –. Damit war die Baierische Streitfrage erledigt – – –. Doch blieb

  1. Heinrich der Löwe, S. 110. 130. 141.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_280.jpg&oldid=- (Version vom 10.4.2023)