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oder nicht geschehen ist, vermögen wir nur aus einer kurzen annalistischen Notiz zu schliessen, nach welcher Heinrich auch noch einen dritten Termin, zu Würzburg, frustrirt hat (non venit)[1]. Wir können also nur annehmen, dass Heinrich, obgleich er die Ulmer Zusage Konrad’s als ein wichtiges Zugeständniss betrachtete, dennoch vorzog, in Regensburg auszubleiben, und dass man hier die dritte Ladung beschloss. Der Würzburger Reichstag fand im September statt[2].


2.

Suchen wir nun diese Daten in den uns sonst bekannten Gang der Ereignisse einzufügen, so ergibt sich etwa das folgende Bild.

Heinrich von Sachsen erhob sofort, nachdem er mündig geworden war (1147), beim Hofgericht Klage gegen Heinrich von Oesterreich auf Herausgabe Baierns. Der Verklagte beruft sich darauf, die Gewere am Herzogthum vom König erhalten zu haben. Dieser übernimmt die Rolle des Antworters. Der Kläger bestreitet, dass Konrad verfügungsberechtigt gewesen sei, da die Aechtung Heinrich’s des Stolzen rechtsungültig sei[3]. Konrad konnte eine Verhandlung über die Frage der Rechtsgültigkeit dieses seines Actes nicht von der Hand weisen. Mit den Vorbereitungen zum Kreuzzug beschäftigt, suchte er den Kläger zunächst dilatorisch zu behandeln. Es wird schon als ein diplomatischer Erfolg bezeichnet, dass es ihm gelang (März 1147), den jungen Mann zu einem Vergleich zu bewegen, wonach die Ansprüche bis zur Rückkehr vom Kreuzzug ruhen sollten.

Unmittelbar nachdem Konrad vom Kreuzzug zurückgekehrt, also die Vergleichsfrist abgelaufen war, nahm Heinrich seinen Anspruch wieder auf. Noch im Jahre 1149 urkundete er als „Herzog von Baiern und Sachsen“[4]. Im Jahre 1150 hat die

  1. Ann. Stad. (Mon. G. SS. 16, 327) a. 1151: Conradus rex conventum habuit apud Wirceburg. Et dux Saxonirae ibi non venit, nam dux ei oppositus erat.
  2. Es ist derselbe, auf dem die Romfahrt beschlossen wurde. (Bernhardi, Konrad, S. 891.)
  3. Hierüber siehe oben Seite 71–80.
  4. Konrad’s erster Hoftag diesseits der Alpen ist Pfingsten (22. Juni) 1149 in Salzburg (Bernhardi, Konrad, S. 75719); die erste nachweisbare
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_275.jpg&oldid=- (Version vom 10.4.2023)