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erste Linie. Das Bernsche Gebiet ist bereit aufzustehen, und die Hilfe der Mächte anzurufen. Sollen die Mächte diesem Wunsche willfahren? Alles stimmet dieser Frage bejahend zu; unser politischer, unser militärischer Vortheil.

Politisch ist die Schweiz von einer unabsehbaren Wichtigkeit. Sie hat aber auch durch die Aufstellung unserer Armeen in hiesiger Gegend einen neuen Werth dadurch erhalten, dass sogar das Nichts-Thun ein rückgängiger Schritt wird; dass mit diesem Schritte der Einfluss Frankreichs auf die Schweiz aufs Höchste gesteigert – fast unwiederbringlich gesichert wird. Der Festigkeit und Beharrlichkeit der Französischen Parthey in der Schweiz würden die Resultate unserer Handlungsweise zum Siege gereichen. Alle independent gesinnten Schweizer würden unsere Niederlage theilen. Wir würden mit der augenblicklichen Hilfe den Anspruch auf künftige Unterstützung verlieren; die Schweitz würde ganz Französisch durch unsere Schuld.

In militärischer Hinsicht tritt neben den zahllosen Vortheilen einer Occupation der Schweiz noch die Betrachtung ein, dass unsere Armeen hier nur wenig Tage mehr stehen bleiben können, und dass jede Operation vorwärts ohne die Besetzung der Schweiz unmöglich ist – jede rückgängige Bewegung der Armee aber die Resultate einer verlorenen Schlacht haben müsste, da sie das grösste Uebel – Unentschlossenheit in unseren Planen, verrathen würde.

Sie würde uns in Frankreich eben so sehr als in Deutschland schaden; wir würden mit einem Streiche das Zutrauen in unsere Handlungsweise, die besten Hoffnungen der Völker für die Zukunft vernichten.

Der Kanton Bern ist zum Aufstande bereit. Er will uns zu Hilfe rufen: wir müssen ihm diese Hilfe biethen. Dem Kanton Bern folgen sicher die kleinen Kantone und Graubündten; Zürch scheint eben so bereit, einer ergriffenen Parthei zu folgen; – wir erreichen den ersten Zweck des Augenblicks, die Besetzung der Schweitz.

Sobald Eure Majestät dieser Ansicht Allerhöchst Ihre Sanktion zu geben geruhen, so werde ich sie in allen Details zu unterlegen mir die Freiheit nehmen.

Ich muss mir jedoch die Allerhöchste Genehmigung über die Grundfrage: Soll dem Kanton Bern zu Hilfe gekommen werden, oder nicht? Wollen die Mächte diesen Kanton verlassen, oder, welches Eines und dasselbe ist, ihn zwingen sich der Neutralitäts-Akte anzuschliessen? in der möglichst kürzesten Frist gehorsamst erbitten, da selbst militärisch

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_266.jpg&oldid=- (Version vom 1.5.2023)