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marschirte die ganze Oesterreichische Armee den Rhein hinauf und machte sich fertig, in die Schweiz und in Frankreich einzudringen. Unmittelbar in Holland einzurücken war man also von hier aus nicht in der Lage. Fürst Schwarzenberg rechnete für sein Unternehmen in der Schweiz allerdings auf eine machtvolle Diversion, welche die Armee des Kronprinzen in Holland herbeiführen würde. War dies immer seine Hoffnung, so konnte sie nur verstärkt werden, als der innere Zustand Hollands so laut nach dem Einrücken der verbündeten Waffen rief. Mit einer so starken Streitmacht in der Nachbarschaft, die geeignet war, dieses wichtige Glied des Europäischen Bundes zu schützen, ohne dabei andere Ziele aus dem Gesicht zu verlieren, glaubte Fürst Schwarzenberg, würde der Kronprinz nicht nöthig finden, sich so lange Zeit mit Operationen an der Elbe aufzuhalten. Der Augenblick scheint jetzt gekommen, wo die Armee des Kronprinzen frei gemacht werden müsste für den Schutz von Holland, wenn nicht für weitere Eroberungen, und Feldmarschall Blücher, der den Rhein viel weiter unten, als anfangs beabsichtigt war, überschreiten soll, wird nicht verfehlen, zu Gunsten dieses Landes eine wirksame Diversion zu machen. Die allgemeinen Nachrichten aus der Schweiz lauten gut. Selbst im Waadtland herrscht ein besserer Geist, als irgend erwartet werden konnte, und in Genf hat sich die öffentliche Stimmung entschieden für die Verbündeten ausgesprochen. Die Truppen sind durchweg gut aufgenommen worden. Doch darf ich nicht verhehlen, dass die Verpflegung der Armee die allergrössten Schwierigkeiten macht. Die Mittel, welche die Truppen gewöhnlich ergreifen, um zu leben, und namentlich die Kosakenregimenter, die erst neuerdings zur Armee gestossen sind, sind nicht geeignet, den guten Willen der Einwohner zu gewinnen. Wenn nicht rasch Mittel gefunden werden, um dies Uebel zu heilen, so werden wir einige der Vortheile verlieren, die wir jetzt haben. Die Beschiessung von Hüningen hat gestern Nacht begonnen und ist mit grossem Nachdruck fortgesetzt worden. Dieser Platz wird sich wahrscheinlich viel länger halten, als erwartet ward, obgleich bei dem Mangel an schweren Geschützen und an eigentlichen Angriffsmitteln, ein lang dauernder Widerstand nicht wunder nehmen kann. Die Belagerung wird geleitet durch General Wrede und die Baiern, die, obgleich ausgezeichnet

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_254.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2023)