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dieser Punkte mehr als eine Widerstandsmasse von 100 000 Mann darbieten können. Sieht er sich im Winter angegriffen, so muss er diesen Rest seiner Kerntruppen zur Vertheidigung verwenden und sieht sich dadurch auf jede Weise mit seinen neuen Organisationen gehindert oder er muss im eigenen Land von allen Seiten Terrain überlassen.

„Die grösste und schönste Armee, welche der Kaiser von Frankreich jemals aufstellte, war jene von 1812 – 400 000 Mann stark. Es befanden sich darunter 60 000 Polen, 40 000 Italiener und 100 000 Rheinconföderirte.

„Die Kriegsmittel aller dieser Länder standen ihm zu Gebote. Jetzt, nachdem er von allen diesen Mitteln beraubt und auf Frankreich und Italien allein beschränkt ist, nachdem er sich von den Pyrenäen, von Holland, vom Rhein und von den Alpen zugleich angegriffen sieht, nachdem er ein durch zwanzigjährigen unverhältnissmässigen Menschenverlust und durch die ausserordentlichsten Anstrengungen von 1813 ganz erschöpftes Land zu neuen unerhörten Anstrengungen auffordern muss, jetzt wird seine Lage, wenn wir ihn angreifen, in hohem Grade bedenklich.

„Je früher er den Rest seiner Armee verliert, je weniger bleibt seinen alten Soldaten Zeit übrig, neue zu bilden. Nur durch eigene verspätete Operationen kann ihm Heil erwachsen, und auf die ihm günstigen Massregeln könnte er hoffen, wenn wir solche eintreten liessen, mit 250 000 Mann Winterquartiere zu beziehen, um eine Verstärkung von 200 000 Mann Rekruten abzuwarten und dem Feind die Zeit gönnten, aus 100 000 muthlosen Streitern 300 000 Soldaten zu machen, deren moralischer Zustand sich durch unser Zaudern mit jedem Tage heben muss.

„Jetzt ist, in Bezug auf die Französische Macht, der günstigste Augenblick Frankreich anzugreifen. Die Schwierigkeiten eines Winterfeldzugs werden gross sein und es würde nicht rathsam bleiben, denselben zu unternehmen, wenn der Kaiser Napoleon formirte Armeen hätte, die uns gleich den Eintritt nach Frankreich streitig machen könnten; selbst der Verlust, den wir dabei erleiden könnten, muss beim Feinde gleich, ihm doppelt empfindlich sein. In jedem Fall sind daher unsere Armeen im Frühjahr immer noch stärker als jetzt, die seinigen aber gewiss schwächer. Hiezu tritt noch folgende Betrachtung.

„Wenn wir jetzt, drei Wochen nach der Ernte, mit der Verpflegung

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_240.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)