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der Verbündeten auf dem kürzesten Wege nach Frankreich abzuschieben, jeden weiteren Durchzug und vollends jede politische Einwirkung der Oesterreicher hintanzuhalten, während zu gleicher Zeit eine grundsätzliche Anerkennung ihrer Neutralität durchgesetzt ward, dann hatte die Tagsatzung in Zürich ein überaus glänzendes politisches Geschäft gemacht. Und wenn es auf Kaiser Alexander allein ankam, dann gelang es ihr auch.

Aus der Denkschrift Knesebeck’s ergibt sich, dass der Kaiser Alexander bereit war, die ganze sogenannte Neutralität, die bisher nur dazu da gewesen war, von Frankreich mit Füssen getreten zu werden, für sich und die Verbündeten als bindend anzuerkennen, womit von selbst gegeben war, dass der längst beschlossene Durchmarsch durch die Schweiz nach Genf aufgegeben und höchstens ein Durchzug durch Basel oder gar nur ein Rheinübergang unter den Kanonen von Hüningen übrig blieb. So war der Kaiser Alexander unter dem Einfluss des Waadtländers Laharpe gesonnen, aber wer von den Verbündeten ausser ihm? Der König von Preussen nicht, denn dieser hatte ja den eben mitgetheilten höchst entschiedenen Protest dagegen eingelegt, der auf den kurzen Satz zurückgeführt werden konnte: lieber gar keinen Rheinübergang als einen unter solchen Umständen. Der Kaiser Franz aber wollte von dergleichen noch viel weniger wissen, wie wir sogleich aus dem von ihm eingeforderten Feldzugsplan sehen werden. Folglich ist der Kaiser in der Berathung vom 4. December mit seinem Vorschlag allein geblieben, in den Inhalt des „Uebereinkommens“ von diesem Tage ist er nicht übergegangen; aber der Kaiser hat ihn auch nicht fallen lassen, er hat ihn, dem Widerspruch der beiden verbündeten Monarchen zum Trotz, aufrecht erhalten. Sonst würde sich die Einreichung der Denkschrift Knesebeck’s am 7. December nicht erklären lassen. Hiernach war gerade die Hauptfrage der schwebenden Verhandlung offen geblieben. Worüber war man nun aber einig geworden? Das lesen wir heraus aus dem Feldzugsplan, welchen an demselben 7. December Graf Radetzky im Entwurf vollendete und den alsbald der Fürst Schwarzenberg dem Kaiser übergab. Der Text dieses Planes befindet sich auf dem K. K. Kriegsarchiv zu Wien und lautet folgendermassen:

„Bei dem jetzigen Stand der verbündeten und feindlichen Heere können und müssen die weiteren Operationen gegen Frankreich

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_238.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)