Seite:De DZfG 1893 10 219.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Hüningen, Kronprinz von Württemberg blokirt Kehl. Durch diese beiden Corps im Rücken gedeckt, kann die Hauptarmee unausgesetzt so weit vordringen, als der Widerstand des Feindes und das Glück es gestatten.

„Blücher’s Hauptbestimmung bleibt die Deckung von Deutschland, da aber Mainz nur sehr schwach besetzt ist, könnte er am 16. December über den Rhein gehen und jenseits so weit als möglich vordringen, um die Kräfte zu vermindern, welche der Feind der Hauptarmee entgegen stellen wird“[1].

In dieser Denkschrift vom 19. November wird das „Plateau von Langres“ zum ersten Mal ausdrücklich als nächstes Marschziel der Hauptarmee genannt, während sie bisher auch nach der Meinung Radetzky’s und Schwarzenberg’s bis Genf marschiren sollte. Der weite Bogen, vor welchem Gneisenau so lebhaft gewarnt, ward vermieden und der von diesem als Nebenoperation zuerst vorgeschlagene Marsch durch die Freigrafschaft als Hauptoperation in den Gesammtplan aufgenommen.

In einer weiteren Denkschrift vom 21. kam Radetzky auf den Satz zurück, dass der Verzicht auf den Einmarsch in die Schweiz gleichbedeutend sei mit dem Verzicht auf den Winterfeldzug überhaupt; auf diesen Winterfeldzug aber komme alles an, weil durch ihn allein der Neubau des feindlichen Heeres verhindert und das eigene auf Feindeskosten ernährt werden könne: „Wenn wir den Winter benutzen wollen, ohne den grösseren Theil unserer Armeen während desselben – bei Belagerung der Rheinfestungen – aufzureiben, bleiben uns keine anderen Operationen übrig, als Holland und die Schweiz zu erobern und von der Schweiz aus gegen Frankreich vorzudringen. Dies ist der Schlüssel zum Reich unserer Feinde und nur von hier aus dürfen wir das Beste erwarten“[2].

Inzwischen war auch Gneisenau nicht müssig gewesen. Unter seinen von Pertz veröffentlichten Frankfurter Papieren befindet sich ein Schreiben an Kaiser Alexander, welches mit den Worten anfängt: „In der Berathung über den Feldzugsplan, welche vor E. K. M. stattgefunden hat, haben Sie und mit Recht grosses Gewicht auf die Vereinigung der Kräfte und den

  1. Denkschriften S. 253–281.
  2. Denkschriften S. 276–78.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_219.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)