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dass es der französischen Regierung eine sittliche Kraft zu geben beitragen wird und ihm einen Vorwand liefern, das ganze Volk unter die Waffen zu rufen. Die Nationaleitelkeit wird dadurch verletzt werden, statt dass durch den Angriff auf die von Frankreich unterjochten Landschaften und die ausgesprochene Erklärung, dass dieses das einzige Ziel der verbündeten Mächte ist, das französische Volk ruhig und geduldig bleiben und an dem Kampfe nicht weiter Theil nehmen wird, als es durch seine Regierung dazu gezwungen ist. – Die lange Verbindungslinie des grossen Heeres aus dem Innern Deutschlands mit einem grossen Umwege über die Schweiz nach Paris, mit Festungen und guten Stellungen auf ihrer Rechten, muss uns Besorgniss erregen – dieses Unternehmen gleicht etwas dem Napoleon’s auf Moskau.“ (Pertz III, 545/46.) Entnehmen wir dieser Ausführung die sehr merkwürdige Thatsache, dass selbst Gneisenau, der kühnste aller Deutschen Strategen jener Zeit, einmal daran gedacht hat, zur Vermeidung eines vulkanischen Ausbruches Französischer Nationaleitelkeit auf ein Eindringen ins eigentliche Frankreich überhaupt zu verzichten, ja, diesen Verzicht im Voraus öffentlich auszusprechen und zu erklären, nur „von Frankreich unterjochte Landschaften“ sollten von den Verbündeten angegriffen werden und das sei auch ihr einziges Ziel! Bemerken wir aber auch die Thatsache, dass trotz dieser sehr ernsten Sorge vor dem Nationalgeist Frankreichs, die von Generalen und Staatsmännern ganz allgemein gehegt ward, in all’ diesen Verhandlungen nicht mit einem Hauch an die Einstellung des Krieges und nicht mit einem Wort der „Friedensgespräche“ gedacht wird, welche am 8. November mit dem Baron St. Aignan gepflogen wurden. Die Diplomaten suchten dabei ja nur einen Beitrag für ihr Kriegsmanifest und die Soldaten hatten die ausdrückliche Gewähr dafür, dass die militärischen Operationen dadurch irgend welche Hemmung nicht erfahren sollten, wie denn das auch in keiner Weise geschehen ist. Und so konnte Lord Cathcart am 10. November seinen Bericht über diese Novembertage in der kurzen Zifferndepesche zusammenfassen: „Militärische Operationen werden nicht eingestellt, bevor ein Friedensvertrag unterzeichnet ist. Folgendes ist der Operationsplan und die Vertheilung der Streitkräfte. Der Prinz von

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_215.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)