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mit der Hauptarmee zu suchen. Sie muss bis Ende Januar 50 000 Mann stark sein.

Nachdem am 1. Januar von Genf und Brüssel aus die Offensive bestimmt ergriffen werden kann, muss es sich zeigen, ob es für die Hauptarmee besser ist, gegen die mittäglichen Provinzen von Frankreich vorzurücken und dem Lord Wellington die Hände zu bieten, ob man seine Direction auf Paris nehmen soll, oder ob man noch Zeit hat, stark im Rücken des Vicekönigs zu detachiren. Eine ähnliche Bewandtniss hat es mit der Blücher’schen Armee, sie kann, wenn die Hauptarmee dieselbe Direction nimmt, auf Paris zu marschiren, sie kann die Verbindung mit England zu eröffnen suchen und Holland im Rücken nehmend, die Operationen des Kronprinzen erleichtern.“

Erst in dieser Denkschrift Radetzky’s tritt der Plan auf, nach Paris zu marschiren, und zwar mit zwei Armeen von zwei Seiten her, mit der Schlesischen von Brüssel, mit der Hauptarmee von Genf aus. Das ist bemerkenswerth desshalb, weil wir uns gewöhnt haben an das Vorurtheil, der Marsch durch die Schweiz habe von vorne herein den Verzicht auf den Marsch nach Paris bedeutet und sei von all denen geplant und ins Herz geschlossen worden, welche gar nicht nach Paris, sondern höchstens bis Langres wollten. Umgekehrt, erst in Verbindung mit dem Marsch durch die Schweiz ist der Plan, auf Paris zu marschiren, zuerst aufgetreten und zwar in dem Entwurf Radetzky’s, während in dem ersten Entwurfe Gneisenau’s davon mit keinem Wort die Rede ist.

In dem Marsch durch die Schweiz aber stimmten Radetzky und Gneisenau zusammen, nur mit dem Unterschiede, dass der erstere mit der Hauptarmee bis nach Genf, der letztere nur mit einem Nebenheer in die Freigrafschaft wollte, während die Hauptarmee „am Mittelrhein operirte“.

Die Denkschrift Radetzky’s zeigt also, dass die Oesterreicher alle Ursache hatten, in dem Kriegsrath vom 7. November dem Vorschlage Gneisenau’s „sehr geneigt“ zu sein, wie wir in des letzteren Briefe an Clausewitz gelesen haben. Waren Preussen und Russland mit dem Marsch durch die Schweiz an sich einverstanden, so war die weitere Frage, mit wie viel Mannschaften er angetreten und wohin er von der Schweiz aus gerichtet werden

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_209.jpg&oldid=- (Version vom 1.5.2023)