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den Rhein so nahe als möglich bei Holland und schlägt die Richtung nach Mastricht ein, um gleichzeitig die Festungen Hollands, Brabants, Flanderns und vor allem Frankreichs zu bedrohen, und damit die Eroberung Hollands einzuleiten.

„Würde dieser Feldzugsplan angenommen, und hätte man noch mehr Truppen zur Verfügung und die Schweiz erklärte sich für uns, so würde es in einigen Rücksichten vortheilhaft sein, ein Heer in die Freigrafschaft zu senden. Dieses Land ist umgeben von Gebirgen, leicht zu vertheidigen, sobald man sich dessen einmal bemächtigt hat. Von dort aus bedroht man die inneren Landschaften Frankreichs und man nimmt alle Stellungen der Vogesen im Süden.“

Das ist also der Vorschlag, ein Heer durch die Schweiz in die Freigrafschaft au senden. Zu welchem Zweck aber sollte das geschehen? Um in die inneren Landschaften Frankreichs einzudringen, unter südlicher Umgehung aller Stellungen in den Vogesen. Auf welchem Wege kommt und kam man aber aus der Freigrafschaft ins Innere Frankreichs? Auf dem Wege über die berühmte Hochebene von Langres, die wie ein Querriegel nordwestlich vor die Freigrafschaft hingelagert ist. Genannt ist sie nicht, aber genannt ist die Landschaft, aus der man über diese Hochebene in das Innere Frankreichs gelangt. Folglich ist Gneisenau derjenige, der zuerst auf die Richtung hingewiesen hat, in welcher später der Einmarsch wirklich erfolgt ist und die Anschauung, die sich seit Bernhardi eingebürgert hat, dass der Gedanke über die Schweiz nach Langres zu marschiren, rein an sich, ein Beweis schlechter Gesinnung oder strategischer Unvernunft gewesen sein müsse, erscheint in einem ganz seltsamen Licht.

Ist nun aber auch erwiesen, dass Gneisenau wirklich im Ernst einen solchen Vorschlag in dem Kriegsrath des 7. November gemacht hat? Kann das für erwiesen gelten durch eine Denkschrift, die kein Datum hat und deren Entstehungszeit also nur vermuthungsweise angegeben werden kann? Unsere Denkschrift allein reicht zum Erweise dessen allerdings nicht aus. Aber es kommt ein Brief Gneisenau’s in Betracht, den Bernhardi noch nicht kannte, denn er ist von Pertz erst im Jahre 1869 veröffentlicht worden. (Leben Gneisenau’s III, S. 557–560.)

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_206.jpg&oldid=- (Version vom 1.5.2023)