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Kriegsweise, welche durch den Trachenberger Plan Gemeingut der Verbündeten geworden war und deren Grundgesetz sich in den Worten zusammenfasste: Kampfziel ist die Vernichtung der feindlichen Hauptmacht, Marschziel ist das Feldherrnzelt des Kaisers, Festungen aber werden nicht mehr belagert, sondern bloss eingeschlossen.

Man sieht, hier liegen Widersprüche bloss, zwischen denen es keinen Ausgleich gibt. Unsere Denkschrift ist die allerentschiedenste Leugnung alles dessen, was nach Bernhardi den Kern der Feldherrnweisheit Langenau’s gebildet haben soll. Hat Langenau diesen Plan wirklich gemacht, dann ist er als Stratege ein Gesinnungsgenosse nicht der Massenbach und Mack, der Phull und Weyrother gewesen, über welche Bernhardi mit Recht seinen Spott ausgiesst, sondern ein Gesinnungsgenosse Radetzky’s und Gneisenau’s, der beiden ausgezeichneten Stabsoffiziere, zwischen denen wir die unmittelbarste Uebereinstimmung der Ansichten und Absichten gerade in diesen Frankfurter Tagen nachweisen können und dafür hat Langenau auch in der Oesterreichischen Armee jederzeit gegolten, dafür gilt er darin noch heute.

Zu den Berathungen in Frankfurt war mit Blücher selbst sein Stabschef Generallieutenant v. Gneisenau aus Giessen, dem damaligen Hauptquartier der Schlesischen Armee, herbeibeschieden worden. Des Letzteren Beitrag zu dem grossen Kriegsrath vom 7. November haben wir in der Denkschrift vor uns, „über die grosse Frage des Augenblickes“, welche Pertz III, S. 527 ff. mittheilt und die mit den Worten beginnt: „Wird man über den Rhein gehen, um alle Früchte unserer Siege zu pflücken und den über seine Unfälle betroffenen Feind niederzustossen, oder wird man diesseits bleiben und sich begnügen, für den nächsten Feldzug die Vertheidigung vorzubereiten? Das ist die grosse Frage des jetzigen Augenblickes.“ Schon aus der Fragestellung selbst ergibt sich Gneisenau’s Antwort. Sie lautet: Schleuniger Rheinübergang ist das dringende Gebot des Augenblickes, um in Feindesland selbst den Neubau des kaiserlichen Heeres zu verhindern und die eigene Armee aus Feindesmitteln zu ernähren.

Das Hauptheer überschreitet den Rhein zwischen Mainz und Strassburg und bedroht zu gleicher Zeit diese beiden Plätze nebst Landau und Hüningen. Das Schlesische Heer überschreitet

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_205.jpg&oldid=- (Version vom 30.4.2023)