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Eine ganze Reihe von Bänden hat dagegen die gleichfalls unter eine besondere Commission gestellte Ausgabe Lateinischer Kirchenväter, das Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum, aufzuweisen. Begonnen wurde die Publication mit der Ausgabe des Sulpicius Severus durch Halm im J. 1866. Zuletzt ist im J. 1893 der 27. Bd. erschienen. Wie die Akademie das Unternehmen durch eine 2 ½jährige Forschungsreise Reifferscheid’s nach Italien einleitete, so hat sie auch jetzt für die Fortführung des Unternehmens grössere Forschungsreisen nach Spanien durch R. Beer, nach England durch H. Schenkl und nach Italien durch andere Philologen unternehmen lassen. Deren Ergebnisse werden in den Sitzungsberichten veröffentlicht (vgl. unsere Bibliogr. ’90, 788; 2743. ’91, 173; 936. ’92, 870 g). In Vorbereitung sind Ausgaben des Augustinus, des Paulinus von Nola u. a.

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Von den uns ferner liegenden philologischen u. archl. Unternehmungen sei nur soviel hier mitgetheilt, dass durch die Commission für die Herausgabe der Attischen Grabreliefs die 4. Lieferung ausgegeben wurde und dass im Auftrage der Commission für die archäol. Erforschung Kleinasiens die Herren R. Heberdey, A. Wilhelm, W. Kubitschek und W. Reichel erfolgreiche Forschungsreisen nach Kilikien resp. Karien gemacht haben.

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Die Kgl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen hat eine neue Organisation erhalten. Statt der bisherigen 3 Classen sind 2 gebildet, wobei aber die uns interessirende histor.-philologische Classe unverändert geblieben ist. Ihr Secretär war Geh.-R. Sauppe, dessen Hinscheiden in diesem Augenblick gemeldet wird. Die Unabhängigkeit der Gesellschaft von der Universität ist durch die neuen Statuten in derselben Weise wie früher aufrecht erhalten. In ihrer Wirksamkeit soll besonders bei der hist.-philol. Classe grössere Lebhaftigkeit erzielt werden. Zunächst werden Festsitzungen, die in Vergessenheit gerathen waren, wieder abgehalten. Die periodischen Publicationen, die „Abhandlungen“, die „Nachrichten“ und die „Gelehrten Anzeigen“, sollen fortgeführt werden. Die „Gelehrten Anzeigen“ nehmen bekanntlich als ein kritisches Journal unter allen Dt. Akademiepublicationen eine ganz eigenartige Stellung ein; ihre Bedeutung für das Gebiet der historischen Wissenschaften braucht nicht erst erwähnt zu werden. Die „Abhandlungen“ dagegen haben in den letzten Jahren wenig Historisches gebracht.

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Für Deutsche Verhältnisse hervorragend sind an Zahl und Höhe die Preisvertheilungen, welche die Göttinger Gesellschaft vorzunehmen hat. Die histor.-philol. Classe stellt alle 3 Jahre eine Preisfrage, die natürlich nur in Zwischenräumen eine historische ist. Solchen Ausschreibungen verdanken z. B. Wattenbach’s Geschichtsquellen (1856) ihren Ursprung. Weitere Preise und zwar nur solche für historische Arbeiten werden aus den Fonds der Wedekind-Stiftung, deren Verwaltung der Ges. d. Wiss. seit 1845 zusteht, alle 10 Jahre gegeben. Die Summe, die hierzu verfügbar ist, beträgt 3000 Thaler (= über 9000 M.): ein Drittel ist für eine Quellenpublication, ein zweites für ein darstellendes Werk bestimmt; für beide wird

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_169.jpg&oldid=- (Version vom 18.4.2023)