Seite:De DZfG 1893 10 153.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

zum Studium des so widerspruchsvollen Charakters dieses gleichzeitig schlauen, behutsamen und unbesonnenen Monarchen, der seine Erfolge nur seiner Beharrlichkeit verdankt. Ein despotischer König wusste er doch seinen Bürgern zu schmeicheln und schön zu thun, wenn es ihm die Sache zu fordern schien, aber allemal, wenn seine Interessen nicht in’s Spiel kamen, zeigte er sich viel mehr als Gegner, denn als Freund der localen Freiheiten.

De Maulde-la-Clavière setzt die Veröffentlichung seiner Geschichte Ludwig’s XII.[1] fort; der 3. Band umfasst die Jahre 1494–98; der Verfasser behandelt darin hauptsächlich Italienische Dinge, in die der Herzog von Orléans während dieser vier Jahre mithandelnd verwickelt war. Damit liegt diese lange Einleitung zur persönlichen Regierung Ludwig’s XII. vollendet vor; trotz vieler Fehler verspricht das Werk eine wenn nicht abschliessende, so doch in mehr als einer Beziehung neue Geschichte dieser von den Schriftstellern so verschieden beurtheilten Regierung zu werden.

Abgesehen von einem kleinen Artikel Pélissier’s über die Beziehungen Ludwig’s XII. zur Bretagne[2] haben sich die Historiker überhaupt nur mit der Italienischen Politik dieses Fürsten befasst. Wir nennen gleichfalls von Pélissier eine Studie über die Politik des Markgrafen von Mantua während des Kampfes zwischen Ludwig Sforza und dem Französischen Könige[3].


IV. Localgeschichte. 1. Nordfrankreich (Flandern, Artois, Picardie). d’Herbomez[4] hat sich von neuem mit der Geschichte der Bisthümer von Tournay und Noyon während der Jahrhunderte, wo beide vereinigt waren (532–1146), beschäftigt; er erforscht die Gründe ihrer Trennung im 12. Jahrhundert. – Derselbe setzt seinen Aufsatz über die politische Geographie von Tournaisis fort[5]. – Für Saint-Omer müssen wir die Geschichte der Armbrustschützen von St. Georg von dem Abbé Bled erwähnen[6], eine interessante Arbeit, die auf den Archivalien dieser alten Körperschaft beruht, ferner einen Aufsatz von Pagart d’Hermansart über die pensionirten Rathsmitglieder von Saint-Omer[7] und die 1. Lieferung des 3. Bandes der

  1. Vgl. Bibliogr. ’91, 2296.
  2. Annales de Bretagne, April 1892.
  3. Vgl. Bibliogr. ’93, 400 c.
  4. Vergl. Bibliogr. ’92, 2170 d.
  5. BullSocBelge de géogr. 1892.
  6. O. Bled, Hist. des arbalétriers de Saint-Omer etc. S.-Omer, d’Homont. 189 p.
  7. Pagart d’Hermansart, Les conseillers pensionnaires de la ville de Saint-Omer etc. (Sep. a. Mém. des antiqu. de la Morinie XX.) S.-Omer, d'Homont. 61 p.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_153.jpg&oldid=- (Version vom 17.4.2023)