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hat sie zu schreiben begonnen, erst, als das Erlebte weit hinter ihr lag. Die nachfolgenden Aufzeichnungen dagegen sind nicht nach Jahren, sondern mitten in den Vorgängen entstanden; wollen nicht erzählen, sondern werden zu Urkunden. Was sich aus ihnen ergibt, ist zu erwägen; was sie bezeugen, steht fest. Ihr Werth liegt nicht in Neuheit des Inhaltes, sondern in der Glaubwürdigkeit, deren Beweis sie in sich tragen.

Ob sie weiter bekannt geworden sind, lässt sich hier am Orte schwer feststellen. Bilbassov weiss von ihnen nichts, als was Herrmann im Jahr 1882 für das Historische Taschenbuch benutzt hat und eignet sich davon nur ein unerhebliches Datum an. Auch ist ihre Bedeutung dort nicht zu erkennen, da sie zerstreut, in dürftigem Auszug, der Wesentliches übergeht, in verändertem Wortlaut, der die Beweiskraft abschwächt, vorgebracht werden.

Hier nun folgt – nur wenig gekürzt – in ursprünglicher Fassung, was die Beziehung von Katharina, Bestužev und Soltykov feststellen hilft. Im Zusammenhang mit Bilbassov’s Erörterungen lässt es sich am besten würdigen. In Widerspruch tritt es nur, wo Bestužev in Frage kommt, der – beiläufig bemerkt – zu Poniatowski sich genau so verhält, wie zu Soltykov. An Bestužev rühmt Bilbassov S. 119 ein legales Benehmen und streng gesetzliche Handlungsweise. Um so rathsamer erscheint es, unter des Sächsischen Agenten Funcke Berichten auch den beiden, übrigens schon von Herrmann betonten, Stücken von 1752 und 1755 hier eine Stelle einzuräumen.

Schirren.     


1. v. Funcke an Brühl. 1752 October 23. St. Petersburg.
     Orig. (in Chiffern).

ad No. 54 P. S. secundum.

Da ich die Zeit her täglich zu etlichen Stunden, und bis in die sinkende Nacht bey dem Gross-Canzler zubringen müssen, massen dieser Minister gemeiniglich nach Mitternacht erst zu leben und aufzuthauen pfleget; So hat solches unter andern Gelegenheit gegeben, dass selbiger mich mit einem Auftrage chargiret hat, der obwohl er seiner Seits ein gewisses Vertrauen vor mich zu erkennen giebet, mich iedoch in eine nicht geringe Verlegenheit und beynahe ausser Stande sezet, die tour zu finden, womit Ew. Exc. ich ihn wieder vorzubringen, mir unterstehen dürffe. Wenn ich aber die unterthänigste Freyheit nehme Ew. Exc. sofort mit aller Wahrheit zu versichern, dass nichts als Armuth und beynahe schon die Noth ums Brod, worinn der Gross-Canzler dermahlen sich befindet, ihm diesen Auftrag auf gleiche Arth abgedrungen und so schwer gemacht, als sauer es wohl sonst gewissen

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_112.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2023)