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seinem Sohn, wenn er zu Jahren gekommen wäre, das Herzogthum Schwaben abtreten wolle.“ In der Note freilich erklärt er, Ludens Ansicht zu theilen, dass der Vertrag über Schwaben e post fingirt worden sei; kein gleichzeitiger Schriftsteller erwähne den Vertrag[1]. – Von solchen Widersprüchen ist Prutz frei. Er sucht die vorgefundenen Elemente der Ueberlieferung, soweit es angeht, in eine Form zu bringen, in der sie mit einander vereinbar sind; soweit es nicht angeht, wird das Ueberlieferte abgestossen. „In richtiger Würdigung der bedrängten Lage, in welcher er das Reich zurückliess, hatte Konrad darauf verzichtet, den so natürlichen Wunsch, dass sein Sohn Friedrich ihm in der Herrschaft folge, den Fürsten an das Herz zu legen und ihnen sterbend die Ausführung desselben zu empfehlen. – – – So hatte denn Konrad selbst die Blicke der Fürsten auf den Mann gelenkt, von dem er meinte, dass er der schweren Last der Krone und den Kämpfen, die zur Herstellung des ehemaligen Glanzes derselben notwendig waren, gewachsen sein werde. Indem er seinem Neffen Friedrich, dem durch vielerlei treffliche Eigenschaften ausgezeichneten Herzog von Schwaben, die Reichskleinodien übergab, und dem Schutze desselben seinen unmündigen Sohn empfahl, hatte er denselben als den von ihm gewünschten Nachfolger bezeichnet.“ Prutz hütet sich, etwas als Thatsache zu referiren, wogegen man ihm Quellenstellen anführen könnte. Indem er rein negativ betont, dass Konrad seinen Sohn den Fürsten nicht präsentirt habe, indem er ferner hervorhebt, dass durch diese negative Thatsache die Blicke der Fürsten auf Friedrich von Schwaben gelenkt seien, gelingt es ihm, in dem Leser den Eindruck zu erwecken, dass Konrad zu Gunsten seines Neffen auf die Nachfolge seines Sohnes verzichtet habe, ohne dass er es dem Leser ausdrücklich sagt[2]. – Im Jahre 1888 folgte Peters mit einer monographischen Untersuchung. Er bemerkt richtig, dass er nicht eine, sondern zwei Traditionen vor sich hat. Während die Antistaufische Tradition schwer zu charakterisiren sei, erblickt er als Charakteristikum der Staufischen Tradition, wie sie schon bei Otto von Freising „klar und deutlich“ hervortrete, die Erzählung vom Verzichte Konrads auf die Erbfolge des Sohnes zu Gunsten

  1. Wetzold, Wahl Friedrich’s I. Göttinger Dissertation 1872, S. 8.
  2. Prutz, Friedrich Bd. I (1871) S. 27.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_094.jpg&oldid=- (Version vom 9.4.2023)