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Als Motiv der Katholikenverfolgung Thrasamund’s macht Dahn (p. 258. 260) vor allem die Befestigung des Vandalischen Königthums durch jenen Monarchen geltend: „mächtig durch den Bund mit den Arianischen Gothen brauchte er (auf die Katholiken) keine Rücksicht zu nehmen“. Freilich heisst Thrasamund bei Procop a. a. O. der „mächtigste“ Vandalenkönig, auch war er staatsklug genug, mit dem stammverwandten Ostgothenkönig Theoderich dem Grossen, mit dessen verwittweter Schwester Amalafrida er sich in zweiter Ehe vermählte, freundschaftliche, ja innige Beziehungen zu unterhalten[1]. Indess erhellt aus Procop l. c., dass gerade unter Thrasamund die Vandalen die furchtbarste Niederlage durch die Mauren an der Südgrenze von Tripolis erlitten.

Aber noch mehr hat religiöser Fanatismus den sonst für seine Zeit hochgebildeten König[2] zu seinen Angriffen gegen den Katholicismus bestimmt; denn zu politischem Misstrauen gegen seine orthodoxen Unterthanen lag, wenigstens für den grössten Theil seiner Regierungszeit, auch nicht der geringste Grund vor: Rom und Italien waren im Besitze seines Germanischen Verbündeten, und zu Byzanz herrschte von 491–518 der Ketzerfreund Anastasius, der ja, wie wir sahen, mit dem katholischen Romanismus unheilbar zerfallen war; überdies unterhielt

    biography, vol. IV p. 1022) und Krafft a. a. O. Wenn Mally (Leben des h. Fulgentius, Anhang p. 104) den „schlauen Kulturkämpfer“ (sic!) Thrasamund als einen Monarchen charakterisirt, „der sich oft den Anschein von Mässigkeit, Frömmigkeit und theologischer Gelehrsamkeit gab, aber ebenso rücksichtslos wie seine Vorgänger die Katholiken misshandelte“, so übertreibt er erheblich die katholikenfeindlichen Acte des Könige, widerspricht zudem seiner eigenen früheren Darstellung der Thrasamund-Verfolgung (Einleitung, p. X–XII), worin er den Nachfolger Guntamund’s durchaus zutreffend als den „arianischen Julian“ gekennzeichnet hatte! Dahn (p. 259 und Anm. 3 das.) bezieht den Vita s. Fulg. IX 17 erzählten Vorfall auf die Regierungszeit Thrasamund’s, während er doch selbst kurz vorher (p. 258 Anm. 5) jene Stelle ganz richtig zur Geschichte Guntamund’s in Zusammenhang gebracht hatte.

  1. Vgl. Procop. l. c.; Anon. Valesii, ed. Mommsen p. 324, weitere Quellenbelege bei Papencordt p. 122 f. und Dahn I p. 161–163. 260.
  2. Vgl. Procop. l. c.; Vita s. Fulg. c. XXI. XXII; weitere Belege bei Papencordt p. 119 f., Anm. 4, und Dahn p. 161, Anm. 2. 259.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_065.jpg&oldid=- (Version vom 7.4.2023)