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Romanen zu schätzen wusste, erhellt aus der grossen Auszeichnung und Achtung, mit der er den hochherzigen Friedensvermittler des Kaisers Zeno, den Patricier Severus, behandelt, einen wahrhaften Ehrenmann, der es sogar verschmäht, vom König die den Gesandten nach damaliger Sitte zukommenden Geschenke anzunehmen, und als einzige Gunst von Geiserich sich die Freilassung der Kriegsgefangenen ausbittet und auch erhält[1].


V. Die Religionspolitik des Königs Hunerich 477–484.

Das von Geiserich am Abend seines Lebens angebahnte freundliche Doppelverhältniss des Vandalischen Reiches zu Byzanz und den Katholiken wurde auch von Geiserich’s Sohn und Nachfolger Hunerich, der von Ende Januar 477 bis 13. December 484 regierte, während seiner fünf ersten Regierungsjahre aufrecht erhalten. Zwar kam es gleich anfangs zwischen beiden

    Grunde gerichtet. (Carmen: Panegyricus V, v. 327 ff., ed. Luetjohann (Monumenta-Ausgabe) p. 195 f.) – Pflugk-Harttung (Belisar’s Vandalenkrieg, Histor. Zeitschr. Bd. 61 [N. F. Bd. 25], Jahrg. 1889, p. 75) citirt diese Stelle, ohne im mindesten kritische Bedenken zu äussern. Ich erwidere: Es handelt sich lediglich um eine Römische Verleumdung. Denn erstens widerspricht dem angeblichen Marasmus Geiserich’s der historische Zusammenhang: Noch im J. 467 entfaltet der „dick und schwerfällig gewordene“ Monarch, von beiden Kaiserreichen zur See bedroht, eine ungewöhnliche Energie (s. Procop. B. Vand. I c. 6), und bis 474 leitet er mit alter Kraft alle Raubzüge persönlich. Sodann rührt diese Beschuldigung von einem Autor her, der nach Ausweis seines Briefwechsels einen geradezu fanatischen Hass gegen das Germanenthum hegt.

  1. Vgl. Malchus, Hist. p. 260 f. c. 3. Im übrigen verweise ich auf die zutreffende Charakteristik des gewaltigen Germanenkönigs bei Papencordt (p. 107–109), Dahn (Könige I p. 259 u. Art. Genserich in ADB Bd. 8 [1878] p. 569–73 und zumal p. 572 f.), F. D., Art. „Genseric“ im Dictionary of christian biography etc. vol. II, London 1880, p. 634 B–637 A. und Stadler von Wolffersgrün a. a. O. p. 44–46, wo es am Schluss heisst: „… wir… erkennen, dass Hochherzigkeit und edler Sinn diesem Manne nicht fremd waren; mit vollem Recht galt er daher den Vandalen nicht nur als der Begründer ihres Staates in Afrika, sondern auch als leuchtendes Beispiel für seine Nachkommen.“ Sehr einseitig urtheilt Graf Paul von Hoensbroech (Das Wunder von Tipasa, Stimmen aus Maria-Laach Bd. 37, Jahrg. 1889, p. 273) speciell über Geiserich als Katholikenverfolger („Geiserich war wüthender Arianer; sein ganzes langes Leben hindurch bis zum Jahre 477 litt die katholische Kirche unter der grausamsten Verfolgung“), ignorirt also gänzlich die Friedensepochen (454–457; 475–477)!
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_043.jpg&oldid=- (Version vom 7.4.2023)