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uns Victor Vit. I, c. 10 bezw. I, c. 30 glauben machen, die Geiserich-Verfolgungen hätten nicht bloss zahlreiche Bekenntnisse, sondern auch sehr viele Martyrien herbeigeführt („sed etiam martyria quam plurima esse probantur“). Victor theilt aber selbst zwei Begebenheiten mit, die unwiderleglich darthun, dass Geiserich und seine Geistlichkeit grundsätzlich, aus Neid und aus Besorgniss, die Hinrichtung von Katholiken könnte zur Verstärkung der orthodoxen Partei beitragen, katholische Martyrien zu vermeiden suchten: Der Sohn Geiserich’s, Theoderich, will einen ihm verknechteten Vandalen Namens Armogast enthaupten lassen, wird aber durch seinen Hauscaplan Jucundus zurückgehalten, der ihm folgendes vorhält: „poteris eum diuersis afflictionibus interficere; nam si gladio peremeris, incipient eum Romani martyrem praedicare“. Diese Worte retteten Armogast das Leben (Victor Vit. I, c. 14 bezw. 43–45)[1].

Als Bitten und Versprechungen Geiserich’s nichts über den Bekenner Mascula vermochten, „iubet [rex] eum subire sententiam capitalem, ita tamen callidus occulte praecipiens, ut si in illa hora uibrantis gladii pertimesceret ictum, magis eum occideret, ne martyrem gloriosum fecisset; si autem fortem in confessione conspiceret, a gladio temperaret. Sed ille ut columna immobilis Christo solidante fortis effectus confessor reuertitur gloriosus. Et si martyrem inuidus hostis noluit facere, confessorem tamen nostrum non potuit uiolare“ (I c. 15 bezw. I c. 47). Aber auch das Schicksal des Spanischen Knaben Paulillus, dem der König das Leben schenkte, um nicht durch die Standhaftigkeit eines Kindes beschämt zu werden, (s. oben p. 29 f.) beweist, dass Geiserich nach Kräften bemüht war, Martyrien zu vermeiden.

Ferner meint Victor Vit. I c. 17 bezw. I c. 51, der Vandalenkönig hätte nicht bloss seine eigenen orthodoxen Unterthanen, sondern auf seinen Raubzügen vielfach auch die katholischen Bewohner der Küstenländer beider Kaiserreiche wegen ihres Glaubens behelligt[2]. Indess hat es sich, dem Charakter

  1. Vgl. Vict. Vit. I, c. 44: „Tunc Theodericus in Bizacenam prouinciam ad fodiendas eum condemnat scrobes“.
  2. „Quae uero [Geisericus] in Hispania, Italia, Dalmatia, Campania, Calabria, Apulia, Sicilia, Sardinia, Britiis, Lucania, Epiro [uetus] vel Ellada gesserit, melius ibi ipsi qui passi sunt miserabiliter lugenda narrabunt.“
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_041.jpg&oldid=- (Version vom 6.4.2023)