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Zeiten Gelimer’s und Justinian’s in Kraft (s. Procop. l. c.). Im folgenden Jahre (476) überliess der König in einem Vertrage dem thatsächlichen Beherrscher Italiens Odovakar den grössten Theil Siciliens gegen einen Jahreszins (Vict. Vit. I, c. 4 bezw. I, c. 14), und so starb der gewaltige Germanenfürst hochbetagt im Jahre 477, versöhnt mit allen Gegnern, die er während seiner langen sturmbewegten Laufbahn so bitter bekämpft hatte, im Frieden mit beiden Kaiserreichen, wie mit den Katholiken (Victor Vit. I, c. 17 bezw. 51. II, c. 1).

Schliesslich mögen noch einige Uebertreibungen und Unrichtigkeiten unserer wichtigsten Quellen, zumal Victor’s von Vita[1], nachgewiesen werden. Nach Victor Vit. (I, c. 2; 4 bezw. I, c. 5; 12) und Prosp. Tiron. epit. chron. (ed. Mommsen, p. 476 f. „Theodosio XVII. et Festo“ (conss.) = 439 p. Chr.)[2] sollte man glauben, Geiserich hätte alles katholische Kirchengut geraubt, und doch hat Bischof Deogratias von Karthago noch im Jahre 455 nach Victor’s eigener Angabe (I, c. 8 bezw. I, c. 25) goldene und silberne Kirchengefässe genug, um mit deren Erlös Kriegsgefangene der Vandalen loszukaufen[3]. Ferner I, c. 9 bezw. I, c. 29 behauptet Victor, von den 164 Bischöfen, die es im Jahre 457 in der Zeugitana gegeben hätte, wären zu seiner Zeit (486–87) nur noch drei am Leben gewesen, aber aus der „Notitia episcoporum et civitatum Africae“ erhellt, dass es noch am 1. Februar 484 54 Zeugitanische Bischöfe gab[4]. Weiter will

  1. s. Vict. Vit. I c. 10 bezw. I c. 30–34: – – – „confessorum – – – ingens et plurima multitudo“ – – –
  2. – – – nec ab ecclesiarum despoliatione abstinens (Geisericus), quas et sacris vasibus exinanitas – – –
  3. „Statim sategit uir – – – uniuersa uasa ministerii aurea uel argentea distrahere et libertatem, de seruitute barbarica liberare“ etc. Schwarze freilich a. a. O. p. 157 will hier in directer Polemik gegen mich (vgl. meinen Art. „Christenverfolgungen“, in F. X. Kraus’ Realencycl. I, p. 271) von einer Uebertreibung Victor’s nichts wissen: „Aber gesetzt auch, dass in den Jahren 435 und 439 die Kirchen ziemlich ausgeplündert wurden, – – – so konnte dieser Schaden wohl bis zum Jahre 455 wieder ersetzt sein.“ Indess das war doch kaum möglich, da der Geiserich-Sturm zwischen 440 und 454, zumal in der Hauptstadt, allzu heftig raste.
  4. Die beiden bisher nachgewiesenen Uebertreibungen des Autors von Vita betonen mit Recht auch Papencordt, p. 369 f. und Auler, p. 267; 273.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_040.jpg&oldid=- (Version vom 6.4.2023)