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Römer und Westgothen bot, etwa im Kampfe gegen Rom mitzuwirken, ist ungewiss – soviel aber sicher, dass er während dieser Zeit ruhig in Afrika geblieben ist, ja dass er nach der Niederlage Attilas sogar in seinem Auftreten gegen die Katholiken milder wurde, um das Römische Reich [ich ergänze: das unlängst noch unter der bewährten Leitung des unvergleichlichen Helden, Feldherrn und Staatsmannes Aëtius sogar mit einem Attila fertig geworden war], sich nicht neuerdings zum Feinde zu machen, oder weil im Römischen Reich wahrscheinlich die Arianer milder behandelt wurden, und dass er auf Bitte des Kaisers Valentinian im Jahre 454 selbst die Wahl eines neuen Bischofs in Karthago, Deogratias, zulässt“ u. s. w.

Nach Morcelli (Africa christ. III, p. 163, – ihm folgen auffallender Weise sogar Papencordt p. 82 und Dahn I, S. 249!) hätte der Vandalenkönig auch der Stadt Hadrumetum (an der Grenze der Zeugitana und von Byzacena) schon im Jahre 453, also noch vor der Vermittlung des Weströmischen Imperators (!), erlaubt, sich einen Bischof zu wählen, der freilich bald, noch vor Schluss des Jahres, vom König wegen Aufnahme eines monachus transmarinus wieder exilirt worden wäre!! Es handelt sich um den uns schon bekannten Bischof Felix (s. oben p. 22), dessen Victor Vit. I, c. 7 bezw. I, c. 23 gedenkt; man sieht, dass Morcelli frühere Vorgänge zu spät ansetzt[1].

In diese Friedensepoche der Afrikanischen Katholiken fallen zwei politische Ereignisse, die im Interesse des Verständnisses

  1. Schwarze, p. 156, bemerkt zwar richtig: „Diese Pause (d. h. Friedensepoche der Afrikanischen Katholiken) dauerte aber nur drei Jahre, während welcher Deogratias das Bisthum verwaltete, scheint also zum Theil auf dem persönlichen Einflusse dieses Bischofs beruht zu haben“, aber von der weiteren durchaus schiefen Motivirung („dazu war Geiserich, und dies mag wohl die Hauptursache für die Verschonung der Katholiken gewesen sein (!), in dieser Zeit fast ganz durch die auswärtige Politik in Anspruch genommen“) hätte ihn doch sicher der klare Wortlaut des Vitensers (I c. 24 ed. Petschenig – – – factum est supplicante Valentiniano Augusto Carthaginiensi ecclesiae – – – episcopum nominari“ etc.), der wahrlich keinen Grund hatte, den Ketzerkönig per nefas zu entlassen, abhalten sollen. Beide Friedensepochen (454–457 und 475–477) waren eben das Ergebniss einer bewussten Toleranz Geiserich’s, standen im engsten Zusammenhang mit der Verbesserung seiner Beziehungen zu beiden Kaiserreichen.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_037.jpg&oldid=- (Version vom 6.4.2023)