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überwältigte Romanische Bevölkerung, gegen jedes Alter und Geschlecht verübt (vgl. Victor Vit. I c. 2 ed. Ruinart, I c. 5–7 incl. ed. Halm, ed. Petschenig). Schon Schröckh (Christl. K.-G. XVIII, p. 92) hat diese Vorgänge sehr richtig gewürdigt: „anfänglich waren es auch wohl nur die gewöhnlichen Grausamkeiten eines zu Verwüstungen und zur geschwinden Einsammlung der reichsten Beute erhitzten Feindes“. Im Uebrigen ist aber Schröckh’s Schilderung der Katholikenverfolgungen Geiserich’s wegen unzulänglicher Berücksichtigung der Chronologie, bezw. der verschiedenen Regierungsepochen des Vandalenkönigs, völlig ungenügend. „Von einem feindlichen Verhältnisse zwischen dem Arianischen Staate und der katholischen Kirche kann schon um desswillen in den ersten Jahren des Vandalenkrieges noch nicht die Rede sein, weil es damals noch keinen solchen Staat gab“: so urtheilt zutreffend auch Alexis Schwarze a. a. O. p. 153.

Die erste systematische Katholikenverfolgung eröffnete Geiserich erst im J. 437[1], also in einem Zeitpunkte, wo er bereits angefangen hatte, sich in seinen Eroberungen häuslich einzurichten. Im genannten Jahre stellte er nämlich vier katholischen Spaniern Namens Arcadius, Probus, Paschasius und Eutycianus, die ihm noch von seinem früheren Aufenthalte in Bätica (von c. 423–429) her bekannt waren, das Ansinnen, zum Arianismus überzutreten und ihm so ein Unterpfand unverbrüchlicher Treue zu bieten, obgleich sie ihm schon längst unzweideutige Beweise einer ebenso aufrichtigen als nützlichen Ergebenheit geliefert hatten. Da sie aber unbeugsam an ihrer religiösen Ueberzeugung festhielten, wurden sie auf Befehl des erzürnten Fürsten zuerst ihres Vermögens beraubt, dann verbannt und schliesslich grausam hingerichtet. Diese Martyrer wurden also dem stark ausgeprägten politischen Argwohn des Königs geopfert. Ein Knabe Namens Paulillus, der jüngere Bruder des Paschasius und Eutycianus, wurde auf seine Weigerung, seinen katholischen Glauben abzuschwören, zuerst lange gegeisselt und dann zur Verknechtung verurtheilt, und wenn ihm Geiserich zuletzt das Leben schenkte,

  1. Schwarze a. a. O. p. 153 meint nicht unrichtig, aber etwas allgemeiner datirend: „Anders wurde es (d. h. mit der Lage der Afrikanischen Katholiken) seit dem Jahre 435“.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_029.jpg&oldid=- (Version vom 5.4.2023)