Seite:De DZfG 1893 09 364.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Bildung seinen Einfluss geübt hat. B. stand mitfühlend und mithandelnd im Leben der Gegenwart. War er doch nach Abschluss seiner Studien zuerst 1850 in seiner Heimath Braunschweig, dann in Heidelberg als literarischer Anwalt von Gervinus in dessen Hochverrathsprocess, seit 1855 in München, schliesslich in Berlin journalistisch thätig, ist er doch auch später, als er seit 1861 in Karlsruhe Geschichte und Literatur docirte, mit histor.-politischen Gelegenheitsschriften hervorgetreten („Vaterland oder Partei“ 1866, „Der Liberalismus“ 1867, „Wie wir wieder ein Volk geworden sind“ 1870), spielen lebendige Interessen doch auch in sein abgeschlossenes grösseres Werk, die Gesch. Spaniens seit Ausbruch der Französ. Revol. (1865–71), hinein, und ist doch noch unvergessen, wie er später öffentlich Stellung nahm zu den beiden Deutschen Geschichtswerken unserer Tage, die an populärer Wirkung allen andern voranstehen: zu Janssen’s und zu Treitschke’s Deutschen Geschichten. Wichtige Seiten seines Wesens kommen dabei zur Geltung. Ein überzeugter, doch nicht fanatischer Anhänger der Reformation und ein der Orthodoxie abholder gläubiger Protestant, bekämpfte er die ultramontane Tendenz mit einer seltenen Unermüdlichkeit und einer ebenso seltenen positiv-protestantischen Wärme. Einst ein Vorkämpfer der Preussischen Hegemonie in Süddeutschland, trat er der Preussischen Tendenz in der neueren Geschichtsschreibung unerschrocken entgegen. Diese Wandlung seiner Stellungnahme ist überhaupt charakteristisch. Nicht die Grundrichtung seiner Ansichten hatte sich geändert, sondern die Situation um ihn herum. Mit einer gewissen Hinneigung zum Pessimismus sah er schwarz in die Zukunft, aber wenn er früher, wie ein Nachruf berichtet, in den Süddeutschen Demokraten seine entschiedensten Gegner sah, so erblickte er in den letzten Jahren die Gefahr in ganz anderen Elementen, die ihm das liberale Bürgerthum seiner Jugendzeit zu zersetzen schienen. Doch es ist nicht meine Absicht, ihm hier einen Nachruf zu schreiben – sonst wäre viel ausführlicher auf seine wissenschaftlichen Leistungen einzugehen (ich erinnere nur an „Sleidan“ und an die „Bartholomäusnacht“) –; sein Lebensbild wird in einem der nächsten Hefte hoffentlich eine berufenere Feder zeichnen. Es geziemt mir hier nur noch dankbar dessen zu gedenken, was diese Zeitschrift ihm schuldet. Von Anfang an hat er sie mit seiner warmen und thätigen Theilnahme helfend, ermunternd und warnend begleitet, und bis zuletzt hat er ihr dieses Interesse bewahrt. Die Historikerversammlung von diesem Frühjahr gab ihm dazu den letzten Anlass. Wir danken ihm am besten, wenn wir uns der Verpflichtung bewusst bleiben, wenigstens auf dem kleinen Gebiete dieses Unternehmens, wo wissenschaftliche Interessen sich mit denen des allgemeinen öffentlichen Lebens berühren, in seinem Sinne zu wirken. – Vgl. Nekrologe von G. Kaufmann im Dt. Wochenblatt ’93, 331–4 und von A. Stern in d. Nation 10, 634–6.

[335

Am 20. Febr. in Halle a. S., 82 J. alt, der ao. Prof. der Staatsw. Dr. Hugo Eisenhart, Verf. einer G. d. Nationalökonomik (Jena 1881), die auf einen allgemeinen Ueberblick angelegt ist.

[336

Am 7. Juni in Heidelberg, 45 J. alt, Gymn.-Prof. Dr. Karl Hartfelder, ao. Mitglied d. Bad. Hist. Commission. Von Hause aus class. Philologe, hatte er sich seit 1880 mit grossem Eifer der G. d. Dt. Humanismus

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 364. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_364.jpg&oldid=- (Version vom 27.3.2023)