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den grösseren Lothringischen Orten veranstaltet, für welche, wenn keine einheimischen Redner vorhanden sind, Metzer Herren die Vorträge übernehmen.

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Die grösseren Mittel machten grössere Unternehmungen möglich. In der Vorstandssitzung vom 24. September 1892 wurde auf Vorschlag des Pfarrers Paulus die Herstellung einer archäologisch-historischen Karte im Masstab von 1 : 100,000 und mit Eintragung der Bodenerhebungen, vorläufig für die prähistorische und Römische Zeit beschlossen. Von grösseren Publicationen sind in Aussicht genommen: Ausgabe der Metzer Bisthumschronik (bis 1530), bearb. von Dr. Wolfram; Sammlung der Lothringischen Weisthümer, bearb. von Prof. Lempfried in Saargemünd; Aveux et dénombrements de la chambre royale de Metz (1681), bearb. von Archivdirector a. D. Sauer; Chronique des empereurs et rois de Bohème (ein Metzer Geschichtswerk aus der Zeit der Luxemb. Kaiser, das Lothringische Localgeschichte mit Reichsgeschichte vereinigt), bearb. von Dr. Wolfram. Die 1. und 3. Publication sollen noch im Jahre 1893 erscheinen.

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Von dem „Jahrbuch“ der Gesellschaft sind die Jahrgänge 1891 und 1892 erschienen, von 1892 an aus praktischen Gründen in 2 Heften. Der Inhalt erhebt sich weit über das Niveau so mancher anderer localen Zeitschriften und darf auch von dem Forscher der Reichsgeschichte nicht übersehen werden. Wir erwähnen nur die Arbeiten von Heinr. Witte über Lothringen und Burgund (15. Jh. 2. Hälfte), Wichmann’s über Adelbero I. und G. Wolfram’s über die Reiterstatuette Karls des Grossen; der langjährige Streit zwischen Clemen und Wolfram über den Karolingischen oder Renaissance-Ursprung dürfte nun wohl endgültig zu Gunsten Wolfram’s, dem sich die meisten Fachleute angeschlossen haben, entschieden sein. Für die wissenschaftliche Unbefangenheit, deren sich der Verein unter doch immerhin ziemlich schwierigen Verhältnissen befleissigt, legen die aus seinem Kreise hervorgegangenen Arbeiten über die Deutsch-Französische Sprachgrenze und über Deutsche und Keltoromanen in Lothringen (von Hans Witte) rühmliches Zeugniss ab: während dieselben einerseits zeigen, dass die Sprachgrenze ehemals erheblich weiter westlich lag, als man auf Französischer Seite meist zuzugestehen geneigt ist, räumen sie zugleich mit der in Deutschland so sehr verbreiteten unwissenschaftlichen Vorstellung auf, als habe Metz und der benachbarte Landstrich des Metzer Bisthums jemals dem Deutschen Sprachgebiet angehört. – Die Beiträge im Jahrbuch sind je nach der Nationalität der Autoren in Deutscher oder in Französischer Sprache geschrieben, die angefügten Sitzungsberichte in beiden Sprachen. Hervorzuheben ist vielleicht auch noch, dass mit 3 Französischen Vereinen, zu Belfort, Nancy und Bar-le-Duc, ein Tauschverkehr angeknüpft ist.

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Auf der 42. Versammlung Deutscher Philologen und Schulmänner, die vom 24. bis 27. Mai in Wien stattfand, hatte sich eine historisch-geographische Section unter Vorsitz des Prof. Oberhummer (München) gebildet; die vorbereitenden Arbeiten hatten die Proff. Penck und Mühlbacher (Wien) übernommen. Geographische Themata standen bei weiten im Vordergrunde der Verhandlungen; für uns sind nur erwähnenswerth die

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_344.jpg&oldid=- (Version vom 26.3.2023)