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Nachrichten und Notizen.

Zum Münchener Historikertage. Entgegnung. Ich habe nicht die Absicht, den vielfachen Aeusserungen und Urtheilen der Presse über mein Verhalten auf dem Historikertage mit einer Polemik entgegen zu treten, hauptsächlich deswegen nicht, weil mir dann doch vielleicht die in den Verhandlungen bewahrte Ruhe abhanden kommen könnte, und ich nichts dazu beitragen will, den dort von mancher Seite mit Leidenschaft geführten Streit zu vergiften. – Der Bericht dieser Zeitschrift ist mir insofern sympathisch gewesen, als er in das innere Werden der Verhandlung psychologisch einzudringen sucht. Ich billige die Auffassungen nur zum geringen Theil; doch lasse ich sie meinem obigen Grundsatz gemäss im Uebrigen auf sich beruhen, um nur einer einzigen entgegenzutreten, weil sie mich aufs persönlichste berührt hat.

Der Bericht findet etwas Merkwürdiges darin, dass ich meine principiellen Thesen zu Gunsten des Stieve’schen Antrages zurückgezogen habe und registrirt, wenn auch ohne es zu theilen, das vielfach ausgesprochene Urtheil der Presse, dass ich mich vor den Gründen meiner Gegner gebeugt und desshalb den Rückzug angetreten habe; und dies mit dem Hinzufügen, dass die systematische Erziehung zu einer bestimmten Gesinnung der Grund- und Eckstein meiner Thesen sei. Die letztere jedenfalls starke Aeusserung stimmt nicht wohl überein mit dem auf der vorhergehenden Seite stehenden Satz: „Man muss zugeben, dass solche Tendenz mit den beiden mitgetheilten Martens’schen Thesen ihrem Wortlaut nach nicht nothwendig gegeben ist.“ Demnach trägt man etwas hinein und imputirt mir etwas, was ich nicht ausgesprochen habe. Die Hauptsache bleibt, dass eine völlige Unvereinbarkeit gefunden wird zwischen meinen Thesen und dem Stieve’schen Antrage, indem der letztere mit den mir gegnerischen Kaufmann’schen Thesen schlechthin identificirt wird.

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In dieser Auffassung des Stieve’schen Antrages hat sich der verehrte Berichterstatter vollkommen geirrt. Der Antragsteller selbst hat mich autorisirt, in dieser Entgegnung auszusprechen, dass „der Wortlaut seines Antrages deutlichst dem Geschichtsunterricht die Aufgabe zuweist, bestimmte Kenntnisse zur Vorbereitung und Anregung der Wirksamkeit im öffentlichen Leben beizubringen, dass er also durchaus nicht mit den Thesen von Dove und Kaufmann, welche den Geschichtsunterricht nur um seiner selbst willen ertheilt

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_323.jpg&oldid=- (Version vom 21.3.2023)