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in den Urkunden des Sächsischen Hauses wieder, sondern nur solche kommen vor, die vielleicht in ihrer Nähe lagen. Endlich ist bei dieser Darlegung zwischen Königsgut und Eigengut nicht scharf geschieden. Die wichtige Entdeckung, dass Oda, die Wittwe Zwentibold’s, von Otto I. als Tante erwähnt wird, hat dem Verfasser leider schon E. von Ottenthal vorweg genommen (Mitthlgn. des Instituts f. Oesterreich. Geschichtsforschung VII, 335; vgl. meine Gesch. des Ostfränk. Reiches III, 455). Die Behauptung ihrer Kinderlosigkeit ist unbegründet, da sie zwei Töchter hinterliess. Auf die übrigen Ausführungen, die Verwandtschaft mit den Welfen, den Konradinern und gar den Ebersbergern betreffend, brauche ich hier nicht einzugehen, sie schweben völlig in der Luft. Wir können dem Verfasser, falls er sich auf fernere genealogische Untersuchungen einlassen sollte, nicht dringend genug Vorsicht und Nüchternheit empfehlen, ohne welche aller Scharfsinn fruchtlos verschwendet wird.

E. Dümmler.     


Erwiderung. Auf die vorstehende Kritik des Herrn E. Dümmler habe ich wenig zu erwidern. Ob die Begründung meiner Vermuthung von der Karolingerabstammung Heinrich’s I. wirklich in so ungünstigem Verhältniss zu ihrer Zuversichtlichkeit steht, muss ich der Beurtheilung weiterer Kreise überlassen. Ich bin trotz der Gegengründe Dümmler’s auch heute noch der Ansicht, dass meine beiden Hauptgründe gewichtig und unerschüttert sind, dass nämlich:

1. die fragliche Stelle der Vita Hathumodae sich mit grosser Wahrscheinlichkeit auf Otto den Erlauchten und nicht auf Brun bezieht, zumal die bisherige gegentheilige Ansicht, die noch in den „Monumenta“ mit grosser „Zuversichtlichkeit“ vorgebracht wird, selbst des Schattens eines Grundes entbehrt, – und dass:

2. von mir direct erwiesen ist, dass das Sächsisohe Königshaus fern von seinen Sächsischen Stammesbesitzungen im Fränkischen Lothringen zahlreichen Besitz – und darunter Eigengut – genau in der Gegend hatte, wo das ebenfalls von mir zahlreich nachgewiesene Stammesgut des Markgrafen Eberhard v. Friaul lag.

Sollte dieser Nachweis wirklich so unsicher und unerheblich sein, wie Dümmler ihn hinstellt?

Um auf einige Einzelheiten einzugehen, so ist es nach meiner Kenntniss der mittelalterlichen Urkunden und sonstiger Quellen durchaus unrichtig, dass das Wort neptis „überhaupt eine Verwandte heisst“. Es hat vielmehr fast immer die Bedeutung Bruder- oder Schwestertochter und kommt nur sehr selten in dem Sinne von Base oder sonstiger näherer Verwandter, und zwar stets Blutsverwandter vor. Dass das Wort hier, wo so viele andere genaue Verwandtschaftsbezeichnungen

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_321.jpg&oldid=- (Version vom 19.3.2023)