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Man wird also wohl anzunehmen haben, dass sich Korner Anfang der 30er Jahre in Erfurt aufhielt, zu welcher Annahme auch gut stimmt, dass Korner’s Name um diese Zeit aus den Lübecker Urkunden verschwindet; nur ein einziges Mal begegnet er: in der schon öfter erwähnten, am 29. Aug. 1432 (also zur Ferienzeit) ausgestellten Urkunde, in welcher sich der Convent der Dominicaner in Lübeck zu Seelmessen für Lorenz Hilliger verpflichtet.

Dass indess Korner die Universität bezogen habe, um als gewöhnlicher Student dort Theologie zu studiren, ist mehr als unwahrscheinlich. Viel näher liegt die Annahme, dass er von seinen Oberen der theologischen Facultät „ad legendum cursum biblie“ präsentirt wurde[1]. Die Dauer dieses Cursus, der darin bestand, dass Korner über zwei ihm von der Facultät zugewiesene Bücher der heil. Schrift las, war durch § 52 der Statuten auf zwei Jahre festgesetzt. Doch waren Ausnahmen hiervon insofern zulässig, als dieser Termin nicht genau innegehalten zu werden brauchte, wenn es sich um „religiosi" handelte, welche für den dem cursus biblie sich anschliessenden Cursus sentenciarum wiederum von ihren Oberen promovirt und der Facultät präsentirt wurden. Diese letztere Promotion Korner’s hat offenbar schon im Sommer 1432 stattgefunden; nur sie dürfte es gewesen sein, welche ihn im August dieses Jahres nach Lübeck zurückgeführt hatte. Vom Wintersemester 1432/33 ab hatte er dann während zweier Jahre[2] sich mit der „lectura sentenciarum“ zu beschäftigen, so dass er also erst im Winter 1434/35 in der Lage war, sich der durch § 78 der Statuten[3] vorgeschriebenen Prüfung zu unterziehen. Am 10. Jan. 1435 ertheilte ihm die Facultät die Licenz[4]. Am 31. Juli 1436 wird er in den Lübecker Urkunden zum ersten Male meyster in der hilghen schrift betitelt, und von da an öfter, so am 9., 12. und 20. August

    hat schon K. E. H. Krause in den JBG IV (Berlin 1885), II, 140 aufmerksam gemacht.

  1. Vgl. § 52 der Statuten der theol. Facultät vom J. 1412, in G.-Qn. d. Prov. Sachsen VIII, 2, 54.
  2. Vgl. § 64 der Statuten a. a. O. S. 55.
  3. a. a. O. S. 58.
  4. Diese, wie es scheint, bisher nie beachtete Notiz entnehme ich J. Chr. Motschmann’s Erfordia literata continuata. 1733 ff. S. 21. Als Quelle ist dort angegeben ein Verzeichniss der Promovirten im Statutenbuche der theol. Facultät. In diesem Verzeichniss finden sich noch andere bekannte Namen, z. B. diejenigen des Mathias Döring und des Heinrich Tocke, auch des oben erwähnten Arnold Egerinchusen. – Vgl. auch A. Zacke, Das Todtenbuch des Dominicanerklosters und die Predigerkirche zu Erfurt. Erfurt 1861. S. 134.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_302.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)