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auch die Verwerthung jener Leipziger Notiz für die Biographie Korner’s nur unter allem Vorbehalt erfolgen könnte.

Nun lässt sich aber gegen Voigt’s und Lorenz’ Ansicht noch ein anderer gewichtigerer Grund anführen, der nämlich, dass sich dieselbe mit den urkundlichen Angaben über Korner in keiner Weise vereinigen lässt. Zu beachten ist zunächst, dass, wie ich schon erwähnte, Korner erst am 29. August 1432 baccalaureus genannt wird. Er würde also, hätte er im Jahre 1420 die Universität Leipzig bezogen, etwa 24 Semester gebraucht haben, um es bis zur genannten Würde zu bringen, – doch gewiss eine etwas lange Zeit, zumal wenn man erwägt, dass damals z. B. an der Wiener Universität bei der Bewerbung um den Baccalaureat in der theologischen Facultät selbst für gewöhnliche Scholaren, zu denen man aber Korner nicht wohl rechnen kann, der Nachweis eines sechsjährigen Studiums genügte[1]! Ferner ergibt sich aus den Urkunden, dass Korner gerade anfangs der 20er Jahre im Lübecker Burgkloster als Lesemeister, als welcher er übrigens nicht erst seit 1420, wie Lorenz und soviel ich sehe, auch alle früheren Biographen Korner’s angeben, sondern schon seit 22. März 1417 erscheint[2], thätig war. Wir können ihn dort am 1. Sept. 1420, am 22. April und 20. Juni 1421, am 5. Februar 1422 und am 18. Januar, 24. Febr. und 3. April 1426 nachweisen[3], und ausserdem wissen wir durch Korner selbst, dass er sich Ende April 1421 in der Nähe von Trier, und kurze Zeit darauf, vielleicht als Abgesandter seines Klosters zum Generalcapitel des Dominicanerordens, in Metz aufhielt[4]. Er wäre also, seine Identität mit dem von der Leipziger Matrikel genannten Korner vorausgesetzt, von Leipzig zu Zeiten abwesend gewesen, zu welchen an den damaligen Universitäten die Vorlesungen nicht ausgesetzt zu werden pflegten. Dies aber wird man nur annehmen können, wenn es sich als unmöglich herausstellt, Korner als Mitglied einer anderen Universität nachzuweisen. Letzteres ist jedoch nicht der Fall, vielmehr zeigt ein Blick in die Erfurter Matrikel, dass dort im Wintersemester 1431 unter dem Rectorate des Arnoldus Egerinchusen de Hervordia „frater Hermannus Korner de Lubeck ordinis predicatorum“ immatriculirt wurde[5].

  1. Vgl. darüber im allgemeinen Kink, Gesch. der Univ. Wien I, 1 S. 41 ff. u. S. 103 ff. Auch Aschbach, Gesch. d. Wiener Univ. S. 71 ff.
  2. Urkundenbuch der Stadt Lübeck V, Nr. 611.
  3. a. a. O. VI, Nr. 272; 322; 335; 392; 716; 724; 738. – Ausserdem wird Korner noch genannt am 17. März 1420, 27. Oct. 1429 u. 3. April 1431. Vgl. a. a. O. VI, Nr. 179; 360. VII, Nr. 447.
  4. Eccard, Corp. hist. II, col. 1247 f.
  5. Gesch.-Quellen der Prov. Sachsen VIII, 1, 152. – Auf diese Notiz
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_301.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)