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klaren Nachrichten über Korner’s Leben – bekanntlich wird er, der schon seit 1426 zu den Senioren seines Klosters gerechnet wird, urkundlich erst 1432 baccalaureus und erst 1436 magister genannt[1] – „noch unverständlicher“ werden. Erschien es ihm früher[2] schon nicht recht glaubhaft, dass Korner in höherem Alter stehend noch das Magisterium der Theologie erworben habe, so meint er jetzt auch, dass man die Richtigkeit der bisherigen Ansicht, derzufolge Korner von Geburt ein Lübecker war, auf Grund jener Leipziger Notiz wohl werde bestreiten können; man werde ihn, da zur Baierischen Universitätsnation ausser Süddeutschen auch Westfalen, Rhein- und Niederländer gehörten, den letzteren zuweisen müssen. Mir scheint jedoch die Lösung der Schwierigkeiten, die L. berührt, vielmehr darin zu liegen, dass die Notiz der Leipziger Matrikel auf den Verfasser der Chronica novella überhaupt nicht bezogen werden darf. Warum nicht, sollen die folgenden Bemerkungen zeigen.

Zunächst ist es etwas Missliches, den ersten besten Hermann Korner, welchen Quellen aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts nennen, ohne triftigen Grund mit dem Geschichtschreiber zu identificiren[3]. Denn warum sollten zu jener Zeit nicht mehrere Träger dieses Namens gelebt haben? Könnte man doch sonst gar auch jenen Hermanus Korner cellerarius, welcher in einem vom 21. Aug. 1449 datirten Schreiben des Convents des Klosters Berge an den Erzbischof Friedrich von Magdeburg erwähnt wird[4], für den Verfasser der Chronik halten und dementsprechend die gewöhnliche Annahme, dass Korner bald nach 1437 gestorben sei, als unhaltbar bezeichnen!

Sodann aber bereitet der schon angeführte Zusatz der Leipziger Matrikel „de Rynck[5] natione Bavarorum“ nicht geringe Schwierigkeiten. Soll nämlich Lorenz’ Vermuthung, dass Korner’s Geburtshaus vielleicht in den Niederlanden gestanden habe, nicht aller und jeder Grundlage entbehren, so muss nachgewiesen werden einmal, dass in den damals

  1. Vgl. Lorenz a. a. O. p. 173, und dazu Urkundenbuch der Stadt Lübeck Bd. VI (1881), Nr. 716; Bd. VII (1885), Nr. 503 u. 696.
  2. G.-Qn. 2. Aufl. 1, 164.
  3. Aus diesem Grund wird man auch gut thun, die obige Notiz Finke’s für Korner’s Biographie nur mit allem Vorbehalt zu verwerthen.
  4. Urkundenbuch des Klosters Berge bei Magdeburg, hrsg. v. H. Holstein. Halle 1879. Nr. 291.
  5. Fast möchte ich annehmen, dass hier ein Lese- oder Druckfehler vorliegt und es statt Rynck Rynek oder Ryneck = Rheineck heissen muss. Dazu würde der Zusatz natione Bavarorum sehr gut stimmen; nur bliebe zweifelhaft, ob das im Regierungsbezirk Koblenz oder das im Kanton St. Gallen gelegene Rheineck gemeint ist.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_296.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)