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Gallia christiana[1], die Imbart de la Tour einzig and allein als Quelle citirt[2]: in ihr steht zwar, dass Airard noch im Jahre 1049 Bischof von Nantes geworden ist, aber zugleich wird dort ausdrücklich gesagt, dass er von Leo IX. eingesetzt worden ist[3]. Aus dieser Quelle hat unser Autor für seine Darstellung also nur das Jahr der Erhebung Airard’s entnehmen können, alles Uebrige, was er über die Beobachtung der kanonischen Vorschriften, über die Wahl durch die Bischöfe des Reimser Concils und über die Beschränkung der päpstlichen Mitwirkung auf eine blosse Bestätigung sagt, steht nicht in der benutzten Quelle, und die ganze Darstellung ist überhaupt vollständig aus der Luft gegriffen. Würde Imbart de la Tour sich die Mühe genommen haben, auf die ursprünglichen Quellen, die uns heute noch zugänglich sind, zurückzugeben, und sich nicht mit einer abgeleiteten Quelle begnügt haben, so hätte er finden müssen:

1. dass Anselm, der Geschichtschreiber des Reimser Concils, der uns sonst alle wichtigeren Vorgänge auf dem Concile genau überliefert hat, zwar die Absetzung des Pudicus berichtet[4], aber nichts davon sagt, dass in Reims über die Neubesetzung des Bisthums Nantes verhandelt worden sei;

2. dass Airard von sich selbst sagt, er wäre „Domini apostolici electione“ der Stadt Nantes „pastore viduatae“ zum Bischof gegeben worden[5], und dass in dem Protestschreiben, das Klerus und Volk von Nantes späterhin an Leo IX. gerichtet haben[6], von Airard gesagt wird: „Missus quidem a te [i. e. a Leone IX. papa], sed cum mitteres etc.“[WS 1], und ferner: „Missus autem nescientibus omnibus neque illud petentibus nobis“[7];

3. dass Airard, der überall als der nächste Nachfolger des Pudicus bezeichnet wird, nicht vor dem 2. Mai 1050[8] zum Bischof ernannt worden sein kann, da er an diesem Tage in Rom noch als „abbas

  1. T. XIV, p. 810.
  2. Siehe Imbart de la Tour a. a. O. p. 419, Nt. 1.
  3. „– – – Airardus institutus episcopus Nannetensis a Leone papa IX – – –“ Gall. chr. a. a. O.
  4. Siehe Migne, Patr. lat. T. 142, p. 1436.
  5. Siehe Morice, Mémoires pour servir de preuves à l’histoire de Bretagne T. I, p. 402. Vgl. Bröcking a. a. O. p. 53, Nt. 3 u. p. 54, Nt. 2.
  6. Näheres hierüber bei Bröcking a. a. O. p. 72 f.
  7. Siehe Martène & Durand, Thes. nov. anecd. T. I, p. 172. Vgl. Bröcking a. a. O. p. 54, Nt. 2.
  8. In meiner Arbeit (a. a. O. p. 55, Nt. 1) habe ich ungenau gesagt: „jedenfalls erst nach dem 2. Mai 1050“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Folgende Anmerkungsreferenz an dieser Stelle fälschlich wiederholt.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_293.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)