Seite:De DZfG 1893 09 285.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aller Fremden von der Ungarischen Krone und die Erhebung eines aus ihrer Mitte auf den Thron der Arpaden angestrebt. In dem Sohne des 1499 verstorbenen Palatins Stephan Zapolya und seiner Gemahlin, der Herzogin Hedwig von Teschen, dem von unermesslichem Ehrgeiz beseelten Woiwoden Johann, verkörperten sich diese Bestrebungen. Seine Absicht ging dahin, sich durch die Vermählung mit Wladyslaw’s Tochter Anna die Anwartschaft auf den Thron zu sichern. Nur an dem Widerstande der Königin waren die Herrschaftspläne Johann’s gescheitert[1]. Fast scheint es, als hätten die Anhänger Zapolya’s in Folge dessen bereits die Vertreibung Wladyslaw’s und seiner Gemahlin in Erwägung gezogen[2]. Auf dem Herbstlandtage des Jahres 1505 wagten sie sich offen mit ihren Absichten hervor, indem sie am 12. October den Beschluss fassten, dass in Zukunft Niemand bei Strafe des Hochverraths einen Ausländer auf den Ungarischen Thron befördern dürfe[3] – ein Beschluss, der einerseits Wladyslaw auf das Tiefste verletzen musste, andererseits Maximilian für seine Nachfolge in Ungarn fürchten liess.

Wollte er so gefährliche Bestrebungen nicht um sich greifen lassen, so musste er unverweilt die Waffen ergreifen. Während er daher gegen Johann Zapolya und dessen Anhänger eifrig zum Kriege rüstete, war er jedoch nach der anderen Seite bemüht, seine freundschaftlichen Beziehungen zu Wladyslaw selbst aufrecht zu halten. Im März des Jahres 1506 kamen die beiden Herrscher denn auch in dem Vertrage von Wiener-Neustadt und Ofen dahin überein, durch eine dynastische Verbindung ihre beiderseitigen Interessen an der Ungarischen Thronfolgefrage auszugleichen.

Die fortgesetzt feindliche Haltung der Anhänger Zapolya’s aber veranlasste Maximilian, im Anfang Mai mit der auf dem Reichstag zu Köln im Januar des Jahres 1505 ihm bewilligten Hilfe in die Grenzgebiete Ungarns einzudringen. Obwohl sich

  1. Huber, Geschichte Oesterreichs III, 432 und 433.
  2. Maximilian’s Werbung um Hilfe wider den nach der Ungarischen Krone trachtenden Woiwoden Johann auf dem Reichstag zu Köln im Juli 1505 bei Janssen a. a. O. II, 689 ff. und das für Wladyslaw erlassene Aufgebot Maximilian’s bei Palacky, Geschichte Böhmens V, 2, 117. Vgl. Huber, Geschichte Oesterreichs III, 432 u. 433.
  3. Katona XVIII, 425–435.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_285.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)