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mit der Schwester des Französischen Königs[1] und die Ehe Wladyslaw’s mit Anna von Candale, Gräfin von Foix, einer nahen Verwandten Ludwig’s, vollzogen.

Es war ein gefährlicher Moment für Maximilian; denn einerseits stand in Italien die Lehnsherrlichkeit über Mailand, ja der Deutsche Einfluss überhaupt auf dem Spiel, andererseits war die Vermählung Wladyslaw’s mit der Französischen Fürstin einer offenen Absage des Pressburger Vertrages und der den Habsburgern freundlichen Politik gleichbedeutend. Ludwig’s Absicht, die Nachfolge des Hauses Habsburg in Ungarn von neuem zu gefährden, war ihm mehr als gelungen.

Wie konnte Maximilian dieser von zwei Seiten, von Osten und Westen zugleich, heraufziehenden Gefahr begegnen? Die Deutschen Fürsten zeigten sich unter Führung Berthold’s von Mainz jedem auswärtigen Unternehmen abhold. Ja, auch sein Sohn, der Erzherzog Philipp, war im Hinblick auf die Spanische Erbschaft zu einem Kampf gegen den König von Frankreich nicht zu bewegen.

Unter diesen Umständen konnte Maximilian sich seiner Gegner nur dadurch erwehren, dass er sie trennte, dass er mit dem einen nachgiebig unterhandelte, während er sich gegen den andern mit Nachdruck wandte. Er entschied sich dafür, den Französischen König, wenn auch mit Einbussen, zu befrieden, mit den Jagiellonen dagegen den Kampf aufzunehmen. Indem er jenen mit Mailand belehnte, erwirkte er von ihm die Zusage, dass er künftighin nicht wieder zu Maximilian’s Ungunsten in die Ungarischen Dinge eingreifen werde, ihn vielmehr bei der Erwerbung Ungarns und Böhmens unterstützen wolle. Wenn auch keiner der beiden Vertragschliessenden diesem im October 1501 zu Trient vollzogenen Frieden ein langes Bestehen beimass, so war es für Maximilian im Augenblick doch von grosser Bedeutung, dass er das Einvernehmen des Französischen Königs mit den Söhnen Kasimir’s von Polen störte und dadurch die Gefahr eines Zusammenwirkens seiner Gegner im Osten und Westen von sich abwandte.

Indem hatte er aber auch schon seine Action gegen die Könige von Polen und Ungarn eröffnet. Bereits jener Vertrag zwischen

  1. Solowjew, Geschichte Russlands (Russ.) V, 152.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_281.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)