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gebracht hatte, lebte er die folgenden Jahre hindurch fast ausschliesslich den Italienischen Angelegenheiten und den Irrungen mit dem König von Frankreich.

Durch den Nachfolger Karl’s VIII., Ludwig von Orleans, wurden seine Blicke jedoch von Neuem auf Ungarn gelenkt. Bereits die ersten Massnahmen des neuen Französischen Herrschers, die Heirath mit der hinterlassenen Gemahlin seines Vorgängers und die Annahme des Titels eines Herzogs von Mailand, hatten Maximilian gezeigt, dass er sich einer erbitterten Feindschaft von Seiten Ludwig’s werde versehen müssen. Nicht genug aber, dass Ludwig ihn in den Angelegenheiten des Westens und Südens, im Geldrischen Krieg, in dem Kampf gegen die Eidgenossen, sowie in den Italienischen Dingen, allüberall durch Intriguen und Machenschaften verfolgte: auch die Pressburger Bundesgenossen suchte er, indem er die Politik seiner Vorgänger wieder aufnahm, von ihm abzuziehen. Sein Plan dabei war, die Ungarische Frage von Neuem anzuregen[1], um Maximilian’s Aufmerksamkeit und Streitkräfte von sich abzulenken.

Die in den letzten Jahren wieder im Erstarken begriffene dynastische Tendenz unter den Söhnen Kasimir’s, welche im Sommer des Jahres 1498 in der Erneuerung des im December 1492 zwischen Wladyslaw und Johann Albrecht geschlossenen Bündnissvertrages zum Ausdruck gekommen war, begünstigte Ludwig’s Anschlag. Soeben hatte Wladyslaw noch eine neue Zusammenkunft mit Maximilian zur Befestigung des Pressburger Vertrages verabredet und Johann Albrecht mit ihm wegen eines gemeinsamen Zuges wider die Türken in Unterhandlung gestanden; als die Französischen Anträge an sie herantraten, liessen sie unverweilt die Pläne mit Maximilian fallen und folgten den Eingebungen des Französischen Königs. Am 14. Juli des Jahres 1500 erneuerten sie unter Einschluss ihres Bruders Alexander, der im Kampf mit dem Grossfürsten von Moskau lag, das alte Jagiellonisch-Französische Bündniss. Dynastische Verbindungen sollten dem politischen Einvernehmen Stärke und Dauer verleihen. In diesem Sinne war das Verlöbniss Johann Albrecht’s

  1. Vgl. Maximilian’s Schreiben an den Rath zu Frankfurt vom 15. März 1500 bei Janssen a. a. O. II, 637 Nr. 795. Ebenda die Verhandlungen des Reichstages zu Augsburg vom 10.–30. April 1500. S. 638 ff.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_280.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)