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eröffnen, gleichwie er selbst durch seine Verbindung mit der Paläologentochter ihm wieder die Richtung und Bahn auf das alte Byzanz gewiesen hatte. Aber in Maximilian’s Plänen stand bereits die Vermählung mit der Erbtochter des verstorbenen Herzogs von der Bretagne fest; sie bildete bereits ein gewichtiges Glied in der Kette seiner Entwürfe und Absichten gegen den König von Frankreich.

Nachdem Maximilian am 22. April des Jahres 1491 auf dem Reichstage zu Nürnberg, auf dem er mit den Deutschen Fürsten und Ständen wegen einer Reichshilfe zur Eroberung Ungarns verhandelte, in Gegenwart einer Russischen Gesandtschaft das Bündniss feierlichst bestätigt hatte, war das Allianzwerk vollendet[1].

Wie aber stand es in diesem Augenblick mit den Hoffnungen, welche Friedrich und Maximilian auf dies Bündniss gesetzt hatten?

Schneller als man erwartet hatte, war die Katastrophe in Ungarn hereingebrochen. Noch bevor Maximilian’s Gesandter in Moskau angelangt war und die Verhandlung mit Ivan begonnen hatte, war König Matthias am 6. April 1490 gestorben und Wladyslaw am 15. Juli von den Ungarn zu ihrem Herrscher erhoben: die von den Habsburgern so sehr gefürchtete und bekämpfte Vereinigung der drei Reiche Polen, Böhmen und Ungarn durch das Haus Jagiello hatte sich somit dennoch vollzogen.

Richtig erkannte Maximilian, dass er sofort zu den Waffen greifen müsse, bevor Wladyslaw sich in dem umstrittenen Lande festgesetzt habe. Anfangs war ihm das Glück auch hold. Am 19. August konnte er in das befreite Wien einziehen. Der Zwist der beiden Brüder Wladyslaw und Johann Albrecht unter einander schien sein Eindringen in Ungarn, zu dem sein Heer im October bereit stand, begünstigen und erleichtern zu sollen. Oedenburg und einige andere Städte gingen an die Oesterreichischen Truppen über. Am 17. November wurde sogar Stuhlweissenburg eingenommen, in dem Wladyslaw wenige Wochen zuvor zum König gekrönt war: da aber unterbrachen Geldmangel und ein Aufstand im Heer seinen Siegeslauf. Ein

  1. Ebenda I, 66–69.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_272.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)