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unausbleiblich, dass Eifersucht und ein tiefer politischer Gegensatz zwischen sie trat.

Indessen hielt die Erhebung mächtiger, einheimischer Gewalten in Ungarn sowohl wie in Böhmen, welche theils in nationalen, theils in kirchlich-religiösen Bewegungen ihren Ursprung hatten, den offenen Ausbruch dieser Rivalität noch auf einige Jahrzehnte hinaus. Im Jahre 1470 sahen sich die beiden Dynastien sogar genöthigt, gegen die weitausschauenden und besonders auf Böhmen gerichteten Pläne des Königs Matthias von Ungarn mit einander in Einvernehmen zu treten.

Freilich hatte Friedrich III. noch kurz vorher in Verhandlungen mit Matthias das völlige Gegentheil: die Verhinderung der Wahl eines Jagiellonischen Prinzen in Böhmen und die Wahrung der Habsburgischen Anrechte auf Ungarn gemäss des im Jahre 1463 mit Matthias abgeschlossenen Vertrages von Oedenburg angestrebt. Auf dem Boden dieser Bedingungen hätte er ohne Frage einer Einung mit dem König von Ungarn den Vorzug gegeben. An dessen Gegenforderungen aber scheiterte dieser Versuch einer Aussöhnung, so dass dem Kaiser, zumal bei der wachsenden Feindseligkeit des Königs Matthias ihm gegenüber, kein anderer Ausweg blieb, als sich der Wahl Wladyslaw’s, des ältesten der Polnischen Prinzen, zu fügen[1].

Auch in dem fast zehnjährigen Kampfe, welchen dieser zur Sicherung seiner Herrschaft mit Matthias führen musste, hielt Friedrich an dem Einvernehmen mit Polen fest. In völlige Vereinzelung aber gerieth er, als Matthias und Wladyslaw, des langen Haderns müde, im Jahre 1478 mit einander Frieden und Bündniss schlossen. Zum Glück für Friedrich hatte ihre Freundschaft jedoch nicht langen Bestand, so dass die Gefahr noch einmal an ihm vorüber zog. Während Matthias allüberallhin mit den Gegnern Kasimir’s und des Hauses Jagiello Verbindungen anknüpfte und im Jahre 1482 mit dem Grossfürsten Ivan Vasiljevič von Moskau ein Schutz- und Trutzbündniss schloss[2], suchte sich Wladyslaw wieder dem Kaiser zu nähern. Bereits im October des Jahres 1480 waren sie einen Stillstand mit einander

  1. Ueber diese Vorgänge vgl. Huber, Geschichte Oesterreichs III, 237 ff., sowie Caro, Geschichte Polens V, 1, 319 ff.
  2. Vgl. Karge, Die Ungarisch-Russische Allianz von 1482–1490. (DZG VII, 326 ff.)
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_261.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2023)